༺ Nur ein Moment ༻

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Erneut findet sie sich auf ihren Knien wieder, doch schlimm ist es nicht für sie. Der nasse Schlamm, vom strömenden Regen durchtränkt, fühlt sich kühl und weich an. Eine ungewöhnliche Kombination. Abschreckend, gar.

 

Die Blüten und Blätter der schönen Blumen biegen und beugen sich unter der Schwere der wässrigen Perlen. Ihr Haar ist durchnässt, wie ihre Kleider. Sie fröstelt, doch bemerkt es nicht einmal. Sie schließt ihre Augen, die nassen Strähnen, die in ihrem Gesicht kleben, stören sie nicht. Stimmlos und leise flüstert sie ihre Gebete und Grüße.

 

Besonders windig ist es nicht, doch die Halme des Grases wiegen seicht in der Wehe. Das Laub raschelt lautlos und die Blätter tanzen unter den Tropfen, die auf sie niederprasseln. Abwesend öffnet sie ihre Augen wieder und versucht, die Worte zu lesen, die dort im Stein stehen. Fremde Worte, die sie oft verwirrten, und nun eine gewisse Distanz zu bauen begannen. Ein leichtes Lächeln findet Platz in ihrem Gesicht. Ein Lächeln im Gedanken an die schöne Zeit, auch, wenn sie kurz war.

 

Langsam findet sie zurück in diese Zeit, in diesen Moment, diesen endlosen Moment, der ihr ewiglich kurz vorkam. Der Tag mündet bereits in die Dämmerung, die helle, unerschöpfliche Sonne geht in die kühle Abendröte über. Sie hört den erbarmungslosen Regen seichter werden, das leise Rascheln des Blattwerks, das Plätschern des Flusses und der Bäche, das Treiben des Viehs auf den Weiden. Ihr fällt der sanfte Duft des kühlen Regens auf.

 

Langsam erhebt sie sich wieder. Denn wie ein jeder andere, findet auch dieser Moment sein Ende, in einem Lächeln, welches sie wieder in ihr Leben bringt.

Les oiseaux volent librement!