Beisetzungen in Blackwell

Bild des Benutzers Jonte Graag

Die ersten Sonnenstrahlen dringen wie ein zauberhaftes Glitzern durch das dichte Geäst des Forstes. Wie Scherben aus orangenem Licht bilden sich Muster auf der ausgetretenen Straße. Nur das Rauschen des Flusses bricht die Stille der schlafenden Niederlassung im Mittelpunkt des Okzidents. Ein Bursche, barfuß und vom langen Weg keuchend, schreitet durch das westliche Tor Memlebens. Erschöpft sieht er sich auf dem Marktplatz um, suchend nach einer Tafel für Verkündungen. Sein Blick fällt auf das Wirtshaus und das schwarze Brett an dessen Mauer. Schleppenden Schrittes schreitet er zum Anschlagbrett und zieht ein gerolltes Pamphlet aus dem Flickenbeutel, welcher über seine Schulter hängt. Vorsichtig klemmt er das obere Ende des Pergaments zwischen zwei der modrigen Bretter. Sogleich zückt er einen kleinen hölzernen Hammer und einen Satz krummer Nägel, um mit vorsichtigen Schlägen den Aushang am Brett zu befestigen.

Er tritt zurück und betrachtet sein erstes Werk dieses Tages. Zwar kann er das Geschriebene nicht lesen, doch erfreut er sich über die Zeichnung einer jungen Frau und den Randschmuck aus gemalten Blumenblüten. Unter dem Bildnis prangen die Ziffern VIII VII MCXXXIII zwischen zwei Kreuzen.  Darunter beginnt der Text:

„Treue Christen der Ottonischen Königslande!

Vor wenigen Tagen, am neunten Tage des Sommers im Jahre des Herrn 1133 machten die Bürger Mercias in den Wäldern zwischen Blackwell und Tyrheim einen grausigen Fund. Unter einer schneebedeckten Fichte wurden zwei Verblichene entdeckt. Eine der Beiden, eine junge Frau, wurde von den Bürgern schnell als die verschollene Vögtin Yelva Synnove aus Rochester erkannt.
Der andere Leichnam stellte sich als der Körper des einstigen Ritters und Geliebten der Herrin zu Tyrheim, Tyra Oldronning, heraus. Felix Aleksi war der Name des jungen Mannes, welcher der reuelosen Schmach der einstigen Gräfin zum Opfer fiel. Nachdem sie ihn, wie der Sukkubus, der sie ist, seines Lebenswillens beraubte, schickte sie den treuen Ritter in den Tod, um sich die nächste Beute für ihre lüsterne Gier heranzuschaffen. Sie ließ ihn augenblicklich für einen Lüstling fallen und scheuchte ihn durch ihr widerwertiges Verhalten in die Wälder.

Auch die junge Yelva führte die exkommunizierte Eidbrecherin an den Rand der Verzweiflung und schließlich kostete die Verbindung mit der Hexe des Nordens die fleißige Yelva ihr Leben. Durch den hinterhältigen Verrat der Gräfin und ihrer heuchlerischen Schwester Ava Winters gezeichnet, ging auch die gute Seele Rochesters nach dem Tod ihres Mündels während ihrer Gefangenschaft, ein weiterer Bastard der Lendenkönigin, in den Wald, wo sie bei dem Leichnam ihres langjährigen Freundes starb.

Zu Ehren ihrer Opfer und des Dienstes, den sie an Mercia verübt haben, erhalten sie, was keinem anderen Menschen heidnischen Blutes gegönnt war, ist und werden wird.  Sie erhalten ihre letzte Ruhestätte und ihre Andacht in Blackwell.

Die heilige Messe zu ihrem Begräbnis soll am 14. des Sommers 1133 zur frühen Abendstunde (14.02.2021, 19.00 Uhr) in Blackwell stattfinden. Ein jeder Freund oder Bekannter der Verblichenen sei geladen, um Abschied zu nehmen!

 

In Andacht an die Verstorbenen,

Herzog Mercias, Graf zu Blackwell und gnädiger Fürst der Nordlande“

Der Bursche tritt zurück und macht sich nach einer kurzen Pause weiter auf den Weg in die umliegenden Dörfer, um auch dort seine Aushänge zu verteilen.