Ravenstaedt gehörte einst zu den Dörfern, welches auf die harte Tour erfahren musste, dass die Küste nicht nur Fische und sanfte Wellen zu bieten hat.
Der Angriff kam unerwartet.
Als die Kriegshörner von der Brandung aus ihre schrillen Klänge ertönen ließen, wusste keiner der Bauern wie ihnen geschieht.
Sie plünderten alles, was nicht niet- und nagelfest war, setzten Häuser und Ställe in Brand und töteten jeden, welcher sich nicht schnell genug vor ihnen retten konnten.
Seeräuber. Kein anderes Banditengesindel lässt mehr Menschen davonrennen, als sie.
Doch sie kamen nicht nur wegen den Feldern und Habseligkeiten, sondern auch wegen dem Dorf selbst.
Mit einem direkten Zugang zum Meer, umschlossen von einem Gebirge welches schnell mit den Alpen verglichen wird, eignet sich dieser Ort perfekt für eine dauerhafte Behausung.
So bezogen sie Ravenstaedt als ihre neue Bastion, um von dort aus weitere Raubzüge auf die ottonischen Lande unternehmen zu können.
Zumindest Nachts.
Wenn man Ravenstaedt nämlich bei helllichtem Tage einem Besuch abstattet, fällt einem nicht besonders viel auf. Einige ruppige Bauern vielleicht, aber doch keine Banditen, oder?
Grund dafür ist ihr neuer Anführer.
Ein dubioser Händler, welcher es geschafft hat sich durch Geld und seiner spitzen Zunge nach oben hin zu mogeln, hält die Banditen dazu an, am Tage den Schein eines normalen Bauerndorfes zu wahren, um ihn so geschäftliche und politische Aufstiegsmöglichkeiten zu bieten. Die Raubzüge sichern ihn dafür die finanzielle Grundlage.
Bislang ging der Plan auf und die Banditen beugen sich seinem Willen.
Doch so langsam werden die Nachbarn misstrauisch.
Die Frage lautet deshalb: Wie lange wird die Scharade noch aufrecht bleiben?
Wie lange wird es dieser zwielichtige Händler schaffen, die Banditen unter seiner Kontrolle zu halten?
Die Zukunft dieses Ortes bleibt ungewiss.
Die Schlacht
Der Angriff kam unerwartet..
Als die Kriegshörner von den Hügeln aus ihre schrillen Klänge ertönen ließen, wusste keiner der Banditen wie ihnen geschieht. Der Horizont war übersät mit Männern in Harnisch und Schwert. Die Fahnen und Standarten blockierten den blauen Himmel mit dem Zeichen der Überlegenheit.
Darauf hat Sigismund schon seit einer Ewigkeit gewartet. Es erschien ihn wie ein Gelüste, mit seiner Hand endlich das Zeichen geben zu dürfen. Schon daheim hatte er diese Bewegung den ganzen Tag hintereinander für sich wiederholt. Nicht zur Übung, sondern aus Freude daran.
Er atmete tief ein und langsam wieder aus.
„General, unsere Männer sind in Position. Wir erwarten Anweisung!“
Sie hatten dem Gesindel ein Ultimatum gestellt. Doch das interessierte sie wenig.
Ein Zeichen für ihren verkümmerten Verstand.
Behäbig erhob Sigismund seinen Arm. Er genoss die langsame Bewegung so sehr, wie die Streicheleinheiten seiner Geliebten. In seiner zitternden Faust, hielt er die Macht um Leben und Tod. Zu gerne für ewig. Doch es galt einen Auftrag zu erfüllen.
Er öffnete seine Hand und katapultierte sie nach vorne.
Die Männer rannten los.
Die Banditen kamen ihnen im Tal entgegen. Beide Seiten stürzten sich geradezu aufeinander, wie hungernde auf einen Kadaver.
Schreie! Blut! Schmerz!
Hatte ein Bandit gerade jemanden zu Boden geworfen, so kamen ihn gleich zwei neue entgegen. Bei einigen sogar drei.
Manche versuchten sich in den alten Hütten zu verstecken. Doch wer dem Schwert entkam, der wurde mit Feuer gerichtet.
Die einzige Möglichkeit, ihrem Schicksal doch noch zu entkommen, waren die Pässe im Gebirge.
Sie zu verfolgen hatte keinen Sinn. Gewiss werden sich einige von ihnen wieder sammeln und einzelne, kleinere Banden gründen; doch werden sie vermutlich nie wieder die Stärke erlangen, welche sie am heutigen Tage verloren haben.
Als der Letzte von ihnen fiel und niemand sonst mehr Widerstand leistete, warfen die Männer ihre Arme in die Luft und grölten so laut, dass sie sich selbst nicht mehr hören konnten. Doch manch einer, bevorzugt eine andere Art der Zelebrierung.
„Der Graf wird erfreut sein..“ murmelte Sigismund vor sich hin, als er mit bedächtigen Schritten auf die Bastion zuging. Das Tor war ausgeschlagen. Sigismund sah sich kurz um, ging mit der Hand unter sein Kettenhemd und holte ein hölzernes Kruzifix hervor.
Er küsste es und lag danach das Kreuz vorsichtig auf den Boden.
„Jetzt haben sie ihre Strafe doch noch bekommen, Anton.“
Hopfen und Malz, Gott erhalts!