Es war ein herrlicher Wintertag. Die Mittagssonne wärmte Lothars Gesicht als er dieses gen Himmel streckte. Ruhig und ohne Stress stiefelte er ein wenig durch die Weinberge von Byzanz und genoss mit jeder Sekunde die Wärme auf seiner blassen und zum Teil kahlen Haut. Die Ruhe war perfekt, so nahm der alte Lothar es zu mindestens an. Falsch gedacht. Hufgeräusche machten sich im Umland von Byzanz breit. Zunächst leise dann laute und zum Schluss nerventötendes Gedonner. Genervter Miene stiefelte er in Richtung des Dorfkerns als es bereits um ihn geschehen war. Plötzlich standen zwei Schotten hoch zu Ross vor ihm und drückten voller Stolz und fast schon animalisch ihre Männerbrüste heraus, wie wenn Stallhähne ihre weiblichen Artgenossen beeindrucken wöllten. Der alte Lothar konnte mit dem darauffolgendem, schottischem Quaderwelsch, welches ihm entgegengebracht wurde, nichts anfangen. Die Rede war wohl von irgendwelchen „Gerüchten“, „großmäuligen Schotten“ und irgendwas von einem „Krieg nach Schottland tragen“ oder derartigem. Auch bedrohten sie ihm mit Verstümmelungen, Bestrafungen und anderen abscheulichen Gräueltaten. Lothar hatte wenig Interesse an dem Geschwafel der zwei aufgeblasenen Rossmänner, die wohl extra aus dem fernen und nassen Land hierfür angereist sind. So widmete er sich die meiste Zeit seinen Gedanken. Diese wurden leider immer wieder mit Morddrohungen und anderem groben Unfug unterbrochen. Die Situation spitze sich zum Schluss sogar insoweit zu, dass er kurzer Hand eins mit dem Schwert überbekam.
Mit erheblichen Verletzungen, doch wenigstens noch am Leben, schleppte sich der stark bandagierte Lothar noch am gleichen Abend, wie auch an jedem anderen Abend der Woche, in die örtliche Spelunke und berichtete von den neusten Ereignissen bei Speis und Trank. Lothar war auch für seine mündlich überführten Schmähgedichte, die zwar lyrische Gülle waren, dennoch den Nerv der einfacheren Landbevölkerung trafen, bekannt. So dichtete er freihand die Ereignisse zur Belustigung aller zusammen. Es wurde an diesem Abend viel gesoffen und Fraß zu sich genommen. Über das schottische Gesindel wurde sich hinter verschlossenen Türen viel lustig gemacht. Wahnwitziger Spott und Gelächter erwärmten die Herzen aller, so auch Lothars, was ihm den Schmerz seiner Wunden kurzfristig vergessen ließ.
Eigentlich war es nicht sein schlechtester Tag.