[Vorgeschichte Gernhart_Suffeln] Teil I : der Waise

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Teil I: der Waise

(Er steht hinter seinem Tresen, das prasselnde Feuer des Kochtopfes in seinem Rücken, leuchtet sein voller Bart und sein Haupthaar rötlicher, als es in Wirklichkeit ist.
Ärmlich gekleidet, einen feuchten Lappen über die Schulter geschwungen steht er mit stolzer Brust da, umgeben von einem leichten bittersüßen Geruch von Hopfen und Wein.
Er hebt langsam seinen Arm, kratzt sich am Bart und ruht ihn anschließend auf dem kleinen Beutel, der an seinem Gürtel hängt.Seine raue Stimme ist deutlich über dem Tumult in der Taverne zu hören.) 

Meine Geschichte also... lasst Euch gesagt sein, dass sie Euch wohl nicht gefallen wird... *Sagt er mit ernstem Blick*
Ha, lasst ruhig mich entscheiden, was mir zu gefallen vermag. *Antwortet Ihr mit einem grinsen*
Wahaha, nun Freund, dieses Stück aus Holz und Stein *legt die Hand an die verwitterte Steinwand* ,dieses... Gemäuer... dies ist mein Traum.
Mein Vater und Mutter *starrt blind nach unten*, wenn man sie so benennen kann... eher... Krieger, Barbaren oder Wilde. Sie konnten wohl nur einen Spross ihresgleichen anerkennen. Einen blutgierenden und erbarmungslosen Irren, wie meinen Bruder Kalfreit, der mit kalten Augen Frauen und Kindern den Lebensfunken entriss.
Nun wart ich nie des Gemüts eines unfairen Kampfes... und wenn ich darüber schwelge... eines Kampfes überhaupt.
Doch konnte ich mich geschickt hinter der Blutrünstigkeit meines Bruders verstecken. Aber so musste es wohl eines Tages kommen... dieser verdammte Bursche... *presst die Lippen zusammen*
...dieser... Waise... versteckte sich hinter losen Diehlen. *Greift fest einen Stein an der Wand* Doch konnte er wohl nicht still sitzen, als er die Schreie seines Dorfes und die letzten Atemzüge seiner Eltern vernahm. Er kroch aus seiner Niesche, verkohlt und dreckig, konnte man seinen Herzschlag durch seine Leinen sehen. Pulsierend vor Trauer, Angst und Wut
stand er vor mir und meinem Messer und wart bereit seinem Schöpfer entgegenzutreten. Mit meinem Vater und Bruder im Rücken wart, wie seines, auch mein Schicksal besiegelt.
*verstummt kurz und fährt dann fort*
Mit der Reinheit der Hilflosigkeit vor meinem Gesicht und der verdorbenen Mordlust hinter meinem Nacken stand ich einen Moment ohne Regung dar.
Ein Augenblick der volkommenen Stille.
Eine wie versteinerte Hülle, unbegabt jedlicher Bewegung. Doch Chaos in meinem Schädel. Ein sich selbst immer stärker entfachendes Feuer.
Wie ein brennendes Stück Eisen in meinem Kopf, das nach einem Ausweg, einer Lösung dieses Moments... dieses Rätsels sucht.
Selbst gerade das Burschenalter verlassen sei ich zu schwach den Mann, der aus meinem Bruder geworden ist nieder zu halten, von meinem Vater nicht zu sprechen.
Hingegen den armen Burschen zu erstechen, das Blut über meine Hände laufen zu sehen... Nein!
Weitere Augenblicke verstrichen...
...wie eine Ewigkeit.
*KLING kling* landete mein Messer auf dem Steinboden.
Zu scharf die Klinge. Zu rau der hölzerne Griff. Zu schwer die Bürde, lies ich es einfach fallen. So... einfach so... *Atment tief durch* und lief.
Ohne einen Blick. An meinem Bruder vorbei... an meinem Vater.
ch lief nicht mit dem Ziel meiner Heimat, meiner Mutter. Lief nicht auf der Suche nach Krieg und Frieden. Lief nicht mit dem Ziel von Freiheit und Zwang.
Ich lief. So... einfach so...

(Teil II : Die Reise  ...wird fortgesetzt...)