Die Tragödie der Idylle
Der Wind heulte durch die Nacht und wehte einen Duft heran, der die Welt verändern sollte. Der süße Duft von Honig erhellte die Umgebung und aus dem tiefschwarzen Dickicht drang ein hölzernes Rascheln. Beim genauen hinsehen konnte man zwei Augen erkennen, ein Blaues und ein Grünes. Sie folgten langsam einer tief trauernden Person und ihren schlürfenden Schritten über den Waldboden. Von ihr ausgehend, ein dunkles Schluchzen und der gläserne Fall von Tränen.
Sie war still und sagte doch so viel, von Trauer, Leid und Wut zerfressen ging sie vorbei an wärmenden Lichtern, die sich bei ihrem Erscheinen grau färbten. Langsam zog sie durch die Idylle, vorbei an dem aus Eiche gefertigten Tisch, unter dem Apfelbaum entlang, hin zu einem verdorrten Brunnen.
Ihr trauernder Blick schweifte hin zum strahlenden Mond und verlor sich darin. Sie dachte nach, wie schön doch alles einmal war, wie sorglos sie lebte. Doch das alles fand nun ein Ende, ihr Ansehen, ihr Rang, alles war fort, doch das Schlimmste, ja wenn nicht sogar das Einzige, war die Zuneigung die fehlte, sie war tot, ebenso wie die Liebe und all das war ihre Schuld. Es fühlte sich an wie 1000 glühende Eisen, die in ihr Herz stachen, sie wollte Schreien, doch es kam kein Ton.
Eine Träne, durch den Mond schimmernd, floss an ihrer Wange herab. Sie fiel, wie ihre Hoffnung. Langsam beobachtete sie wie die schimmernde Träne im Boden versickerte, bis es sie letztendlich aus ihrem Dämmerzustand riss. Ein stürmisches Knacken erweckte ihre Aufmerksamkeit und langsam bewegte sie ihren mit Tränen überzogenen Leib in Richtung des Knackens.
Eine dunkle Gestalt stach ihr in ihre trauernden blauen Augen, ein Mann, mittelgroß und eine seltsame Aura. Verrückt und doch gutmütig.
Er schaute sie an, musterte sie, ihr mit Eisen beschlagenes Schuhwerk, ihr weinrotes Gewand, der Dolch an ihrer Hüfte, ihr rotes, im Mondlicht leuchtendes Haar, von Margeriten verziert und ihre blauen vor Trauer krümmenden Augen.
Er sah den Schmerz, die Trauer, die Wut und das Leid. Langsam kroch er auf sie zu. Sie kannte ihn, gut, und dennoch war er ihr in diesem Moment so fremd. Sein grüner Mantel, die Nähnadeln an seinem Hut und Arm, seine verschiedenen Augen, eines war Blau, das andere Grün, alles wirkte fremd.
In seinen Händen sah sie jedoch etwas Vertrautes, etwas herrlich duftendes. Ein süßlicher Duft, er umhüllte sie, es war Honig. Sie mochte Honig, er heilte, er beruhigte, doch das war nicht alles, es erinnerte sie an die Zeit als die Sonne noch schien und ihr Feuer noch brannte. Der Honig holte das zurück, ein Stück dieses Gefühls, sie fühlte sich geborgen, dachte noch einmal daran wie schön doch alles einmal war und achtete nicht auf den verrückten Mann.
Langsam schritt dieser auf sie zu, der süßliche Geruch wurde stärker, er kam näher, ja sie spürte ihn förmlich auf ihrer Haut, wie er ihre Arme hinunter lief, ihr den Nacken wärmte, ja sogar wie er an ihrem Gesicht entlang glitt.
Es durchfuhr sie ein Schaudern und sie Schrie. Eine unglaubliche Wut stieg in ihr auf, niemand hatte das Recht sie zu berühren, und schon gar nicht sie einzureiben, mit Honig. Ein bösartiges Lächeln zierte ihr von Wut besessenes Gesicht. Nicht lange zögerte sie und griff nach dem Dolch an ihrer Hüfte. Sie fasste ihn, jetzt sollte seine letzte Stunde geschlagen haben, mit all ihrer Macht schwang sie den Dolch nach ihm, Blut tropfte. Warm und pulsierend, ihr von Wut durchdrungenes Gesicht zeigte Schmerz, der Dolch fiel. Ein beißender Stich durchfuhr ihren linken Arm, Blut tropfte aus ihren Adern. Tropfen, für Tropfen für Tropfen.
Wollte sie ihn doch nur töten, so traf sie sich nun selbst. Sie blickte ihrem Opfer in die Augen, wie der Wolf seiner Beute. Sie sah Angst, er war nicht wütend, dass sie ihn hätte töten können, er hatte schreckliche Angst um sie. Weiter beobachtete sie ihn, eine kleine Flasche mit einer rot leuchtenden Flüssigkeit war in seiner Tasche zu sehen, Tränen voll Trauer rollten über sein Gesicht und er fing an zu lachen, er griff nach der Flasche steckte sich den Korken an den Mund um sie zu öffnen…
Es brach aus ihr heraus, sie brauchte keine Hilfe dachte sie und sprang auf, mit voller Kraft schlug sie gegen die Flasche, erfolgreich, sie zersprang in all ihre Scherben und gierig schaute sie wie die Blut überflossen Glasscherben aus seinem Mund fielen. Am Boden war eine Blutlache zu sehen und in seinen Augen Zorn, mit seiner letzten Kraft schlug er nach ihr, und verfehlte, durch den Schwung des Schlages mitgenommen stürzte er zu Boden, direkt neben den Dolch.
Er griff ihn rappelte sich auf und Blickte in ihre Augen. In all der Wut und Trauer sah er nun doch etwas Angst, je näher er ihr kam, desto größer wurde sie. Er genoss es, noch nie hatte er so etwas gefühlte, wo er doch eigentlich Gewalt verabscheute. Er sah wie sie zurück wich, in Richtung des Brunnens, von Angst gezähmt immer weiter zurück. Sie stolperte, rückwärts fiel sie zu Boden, ein dumpfer Schlag brach die Stille. Der blutbefleckte Dolch funkelte im Licht des Mondes. Seine Augen verengten sich, mit seiner letzten Kraft hob er den Dolch und warf sich auf sie. Ihr Atem stockte mit einem letzten Hauch von Angst, der Dolch stach in ihrem gebrochenen Herzen. Zufrieden betrachtete der vor Blut tropfende Schneider sein Werk, die Zeit blieb stehen. Er sah sie ein letztes Mal, die ehemalige Geliebte des Fürsten, die holde Sonnenblume. Ein Lächeln verzog sein Gesicht und zufrieden ließ er sich fallen und stürzte in das Licht am Ende des Brunnens.
Der RP-Char Jule ist tot.