[Gedicht] Dann du, oh du...

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*Vor den Türen der Häuser Memlebens finden die Bürger golden Bücher vor... Auf dem Einwand ist ein Hirschgeweih mit rotem Siegelwachs neben einem eingeritzen Kreuz zu sehen... Unter diesem steht "Dann du, oh du..."*


Wenn im frühen Lauf des kehrenden Jahres die Sprossen blühen,

und die Bäume tragen glänzend grünes Gewand,

dann solle sich keine Seel’ für den heiligen Tage mühen,

man lasser ergehen das warme Gewitter über sich ganz galant,

wenn man lasse in Ruhe die des Herrn Sonne glühen…

Dann du, oh du mögest uns behüten, Gottes Munde küsst die Erde, mit freudigen Blüten...

 

Wenn im Sommer das Leben sprießt,

Bauer und blaues Blut über Äckers Pfade stapft,

das Wasser aus dem Brunnen fließt,

ehe man es auf frische Ähre gießt,

und ein jed’ trunkner Bolt sich Traubenstrank aus den Fässern zapt…

Dann du, oh du warme Wonne, Gottes Munde küsst die Erde, mit freudiger Sonne…

 

Wenn im Herbste der Winde über die Thäler fegt,

ein jed’ Blatte sich bunte auf den Pfaden regt,

wenn die Bäume sich ziehen flüchtig aus,

wenn Witterung sich der Kälte langsam verschreibt in des Windes saus,

und des Sonnes warmer Kuss sich langsam wieder legt…

Dann du, oh du Zeit wenn ich dich anfinde, Gottes Munde küsst die Erde, mit freudigem Winde…

 

Wenn der Winter weiß und rein über die Lande zieht,

jeder Seel’ ihr Essen von Tisch und Teller nimmt,

und sich der Schnee auf Straßen und Äcker kniet,

wenn des Fürstens Kerze gen’ der Kälte glimmt,

und die Natur singe des Jahres kältestes, weißes Lied…

Dann du, oh du dunkle Zeit von weißem Gebot, Gottes Munde küsst die Erden, mit seinem kalten Tod…


*Die Bürger grübeln über den Inhalt des Buches als sie fertig sind...*