**Nachts, im flackernden Schein der Fackeln und Laternen, begleitet von wimmernden Böhen, welche Blätter und Dreck durch die Tore und über die Pfade scheuchen, betritt eine dürre Gestallt den Hofe Memlebens. In einen seidig schwarzen Mantel gehüllt und unter einem Hut aus glänzendem Stroh versteckt hascht jene Gestallt ohne einen kleinsten Mucks über den vom Regen etwas matschigen Boden der Memlebener Straßen. Er hat eine prall gefüllte Tasche aus Leder über seiner Schulter hängen. “Lange ist es her...” entgegnet die magere Erscheinung mit einem fast unheimlich leisen Ton. Sie zieht einige fein gebundene Bücher aus ihrem Beutel. Es ist ein goldenes Geweih eingestickt und aus festem schimmernden Leder. Unter dem Geweih steht ein eingedrückter Titel: “Eine Blüte für eine Blüte”.
Schnellen Schrittes begibt sich die dohre Verschleirung von Tür zu Tür bei welchen sie ein Buch fallen lässt. Als das letzte Buch auf den kalt nassen Steinvorstand landete war der Hof Memlebens bis auf ei paar Ratten wieder leergefegt und die unverkennbare horchende Stille welche einzig dem Winde lauscht war wieder eingekehrt...**
Kein Mensch, kein Schwein und kein Lamm hat einen Nachfolger welcher in seinem Wesen ein gleiches sein könne… Nur eine gehauchte Blüte wird im Herbste’ fallen und im frühen Stand des neuen Jahres in selber Pracht auf seinen Zweig wiederkehren…
Nur ein mächtiger Apfelbaum, welcher sein Leben in sterben und wiederkehr fristet wird kurz, kurzvor er einem Ahnlosen’ seine knackige Frucht von süßer Säure schenkt der Welt wieder mit dem Glanz und dem Prunk tausender Blüten seines Hauptes bescheren…
Wenn die erste Blüte im Herbste fällt, vom Winde getragen in den tiefen Winter kehrt um zu verwelken. So ist für die nächste Blüte des wackeren Apfelbauemes welcj’ Knospe sich im frühen Stand des neuen Jahres öffnen wird schon jene Zeit geplant, welche gfolgt von ihren Geschwistern auf den anderen Zweigen belgietet wird…
Jene Blüten welche im Winde fallen werden in dem warm schimmernden Lichte der Sonne, welche durch Gottes Worte die Erde umkreist umd am nächsten Morgen wiedergeboren zu werden neu auf demm selben Zweige auf welchem sie ihren Tod fristeten neu blühen. Genau wie die gefallene Blüte, ist die neu gewachsene im Wesen gleich, mit welchem sie ihren kleinen Zweige’ ziert…
Sollte die letzte Blüte eines Tages durch den Hauch eines kleinen Windstoßes aus dem Osten fallen, und die Tage des alten Baumes gezählt sein, so werden du und ich schon ein ewig nicht mehr weilen und auf ein ewig wird es keinen mehr so geben welch’ Knecht dich oder mich ahnen könne’ oder gar vermögen könne unser Eins zu sein egal wie hoch man es ihm vergüte…
Doch, wird nach einer Weile welche einem Menschen eine Unendlichkeit zu seien’ scheint, ein kleiner Korn seine Wurzeln an jenem Punkte schlagen welcher einst, besetzt von unserem Apfelbauem war. Er wird einen mächtigen Stamm emporsteigen lassen, einer Krone vermag sein Haupt zu zieren, und im Frühjahr werden an deisem stillschweigenden Geäst wieder die selben Blüten wachsen welche vor jahrhunderten schonmal einen Baum zierten. Es ist ein immerkehrender Fall.
Ein Baum für einen Baum, und eine Blüte für eine Blüte…
**Wie im Buche geschrieben verbrennen die Bürger Memlbenes die Werke nach dem Lesen in ihren Öfen und Feuerstellen, ehrfürchtig berührt von dem Inhalt jener Werke**