Das Ende

Bild des Benutzers Protoenchen

Es war ein Tag wie jeder andere. Es hatte die letzten Wochen kaum geregnet, doch die Erzsteyns waren nicht dumm. Bevor die Ernte auf dem Feld vertrocknete und bevor die Trauben an den Reben verdorrten, wurde der alte Brunnen ausgehoben. Die gegossenen Pflanzen trugen reichlich Früchte und die ersten Fässer Bier und Apfelwein wurden schon vor einigen Wochen angesetzt. Nun war es an der Zeit, die ersten Humpen zu verköstigen. Graf Daniel lud dazu seinen Bruder Fabian und den Ritter Emil von Eichen ins Herrenhaus ein. Es war ein freudiger Abend in geselliger Runde. Der neue Apfelwein war gut und das Bier war stark. Nach einigen Stunden erhob sich Ritter Emil von der Runde und torkelte in sein Haus gegenüber der Burg. Der Bruder des Grafens, Fabian von Erzsteyn lag schon eine Stund schlafend auf der langen Tafel. Auch Graf Daniel war müde geworden und torkelte langsam in Richtung seines Schlafgemachs. Er war dabei wohl so angetrunken, das er es garnicht bemerkte, wie er eine der Kerzen auf der Treppe umstieß und wie diese Richtung der dürren Dielen im Erdgeschoss rollte.

Rauch! Das war der erste Gedanke den Oromis fassen konnte als er aufwachte. Er sprang auf und stürmte in ein Rauch verhangenes Gallipoli. In der ferne hörte er noch das Feuer knistern. Sein Haus schien auf Grund der Windrichtung verschont geblieben zu sein, doch er hörte die Tiere schreien. Aber wo waren seine neuen Lehnsherren, die Erzsteyns? Soweit es die Sicht zuließ rannte er in Richtung der Burg. Doch als er dort ankam stand das Herrenhaus bereits in Flammen. Langsam sank ein glühender Stofffetzen auf den Boden. Es war ein Teil des einst so prächtigen Wappens der Erzsteyns. Schnell trat er die Glut an den Stoffrändern aus und steckt den Fetzen ein. Dann versuchte er einen Weg in die Burg zu finden.

Das Burgtor war in sich zusammengebrochen. Vorsichtig versuchte er einen Stein beiseite zu schieben. Dann noch einen und so weiter, bis er einen schmalen Weg in den Burghof geschaffen hatte. Dort suchte Oromis nach den Erzsteyns, doch konnte keinen von ihnen finden. Er traute sich nicht weiter ins Innere des Herrenhauses als in den Vorraum, da im restlichen Haus noch Feuer brannten oder die Glut schwelte. Die Rüstungen, die sonst die Wand zierten, lagen verteilt auf dem Boden. Neben einer fand er einen Dolch, versehen mit dem Wappen der Erzsteyns. Es hatte Daniel, dem Lehnsherren gehört.

Plötzlich brach ein Balken über Oromis ein. Schnell rannte er durch die Tür in den Burghof. Einen Moment später brach auch der Vorraum ein. Vorsichtig kletterte er durch das einstige Burgtor und lief schnellen Schrittes in Richtung Mühle. Auf dem Weg steckte er etwas Proviant ein. Aus der Burg hatte er ein leichtes Kettenhemd mitgenommen. Sollten die Erzsteyns überlebt haben, könnte er es Ihnen ja wiedergeben.

An der Mühle angekommen geht er kurz hinein, findet aber nur ein paar Raben, die auf dem Dach sitzen. Wo könnten sie sein? Plötzlich hörte er einen Schrei. Der Bootsanleger! So schnell ihn seine müden Beine trugen rannte er zum Zelt der Fischer. Doch dort war niemand. Er versuchte zu erkennen, ob am Horizont ein Fischboot fuhr, konnte aber nichts sehen. Als er sich umdrehen wollte, spürte Oromis, wie sich eine dünne Klinge durch seinen Unterleib bohrte. Er versuchte noch einen Blick auf das Gesicht zu erhaschen, sah aber nicht mehr als eine schwarze Maske. Ein ihm wohl bekanntes Wappen, das nur wenigen Personen in Ottonien bekannt war, prangte am Ärmel der Person. Das letzte was er spürte, bevor er Ohnmächtig wurde, war das kalte Wasser um seinen fast leblosen Körper.

 

Es vergingen zwei volle Tage bis Oromis angeschwemmt wurde. Er lag im Moor zwischen Memleben und Morgenthal. Dort wurde er gefunden und von Unbekannten nach Waldhof gebracht. Nach einem weiteren Tag wachte Oromis auf….