[Geschichte] Wolfram von Haubenstein

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Der Rauch der Fackel stieg ihm in die Nase. Er brannte in seinen Augen. Wolfram von Haubenstein sah sich um, legte die Hand auf den Griff seines Schwertes. Sein Atem ging flach. Er sah sich um. Die dunklen Himmelsfichten des melenagarischen Waldes ragten düster in die Nacht. Wie törricht war er gewesen sich nachts hier rauszuschleichen? Er tat es schon seit einigen Monden, jede Nacht! Nur um seine Geliebte Lyria zu sehen, die Tochter des Schankwirten eines Ortes nahe Falkenberg. Er lächelte. Sein Vater, Markus Antonius von Haubenstein, der Herzog der Mark, wie er sich selbst nannte, würde es niemals gutheißen dass sein jüngster Sohn sich nachts mit einem einfachen Schankmädchen traf. Doch Wolfram war es egal! Was blieb ihm als drittem Sohn überhaupt noch übrig? Friedrich, Ritter im Dienste des Adelshauses Hadley, würde einst Melengar erben, Otto würde vermutlich die Herrin von Falkhjem heiraten oder wen sonst auch immer. Ihm blieb nichts! Welcher stolze Lord würde seine Tochter auch einem Drittgeborenen eines verarmten Adelshauses geben? Doch ihn scherte es ohnehin nicht, er wollte nur auf ewig mit seiner Lyria zusammen bleiben!

Er trat ans Ufer des Sees, betrachtete sein Spiegelbild. Wolfram trug einen dunkelblauen Waffenrock der mit schwarzen Streifen durchzogen war. Sein Gesicht wurde von einer langen Narbe durchzogen, die ihm einst Friedrich im Schwertkampf zugefügt hatte, sein Bruder war eindeutig der bessere Kämpfer. Seine Stiefel aus geegerbter Hirschaut waren mit Schlamm bedeckt. Er wollte sich gerade abwenden, sein Pferd aus dem versteckten Stall holen den er hier gefunden hatte - als er im See den Wolf sah der auf ihn zusprang. Blitzschnell wirbelte Wolfram herum, das Blut pulsierte in seinen Adern. Er duckte sich unter den Klauen des Wolfres hindurch, zog sein Schwert aus der Scheide und rammte es dem Vierbeiner in den Bauch. Dieser heulte verzweifelt auf, aber es war eher ein Geröchel als die selbstsicheren, bedrohlichen Lauted der Rudeltiere. Wolfram biss sich nervös auf die Unterlippe. Wölfe griffen nicht alleine an! Wölfe griffen zusammen an! Es musste noch mehr von diesen verdammten Kojoten in der Nähe geben. Seine Hände badeten förmlich im Schweiß. "Kommt her!", rief er mit zittriger Stimme, ein Ruf der mit einem lauten Geknurre beantwortet wurde. Einer der Wölfe trat vor ihn, die Muskeln spielten unter seinem, im Mondlicht schillerndem, Fell. Wolfram ließ sein Schwert durch die Luft saußen, wirbelte es durch die kalte Nachtluft. Der Wolf knurrte - ehe er auf ihn zu sprang. Die Krallen des Tieres gruben sich in Wolframs Haut, zerissen den feinen Stoff der Wolfram schützte. Heißes Blut bespritzte den Körper des Haubensteins - und mit Schrecken stellte er fest dass es sein eigenes war...