"Wie ein weißer Fuchs im Schnee."
Sie war geritten, einen ganzen Monat lang. Es war ihr egal, wohin Nidhogg sie trug. Sie hatte kein Ziel und somit auch keinen Weg. Von Wegen hatte sie sich sowieso fern gehalten und irgendwie hatte sie es geschafft, unverletzt einen Ort zu erreichen welcher nicht verlassen war.
Aus den Kaminen zweier Häuser stiegen schwache Rauchschwaden. Die Sonne ging gerade auf als Erina den Ort erreichte. Am Hafen lag ein Schiff vor Anker, auf den Segeln ein Siegel welches sie noch nie zuvor gesehen hatte. Es zeigte zwei ineinander geschlungene Schlangen, welche sich zugleich um einen Stab wandten.
In der einen Hütte lebte ein alter, ausländisch aussehender Mann. In der anderen lebten zwei ältere Frauen, seine Schwestern wie sie lernte.
Eine von ihnen war schwer erkrankt und so tat Erina alles was in ihrer Macht stand um der Frau zu helfen. Wenn doch nicht aus Güte, sondern aufgrund der Aussicht endlich zwei Mahlzeiten am Tag zu haben und geduldet zu sein. Wie durch ein Wunder überlebte die Frau den Winter und wurde geheilt. Als Dank nahm der Mann sie mit auf sein Schiff, mit welchem er gen Osten segelte.
Als ich das erste Mal Sand unter den Füßen spürte wusste ich nicht anders als ihn mit Sand zu vergleichen. Die Wüste war nichts im Vergleich zu den Kiesels und Eisstränden des Nordens. Ich hatte noch nie etwas derartiges gesehen. Natürlich kannte ich Sand, aber nicht in diesen Mengen. Nicht in diesen unfassbaren Mengen. Bis in den Horizont schien sich das Sandmeer zu erstrecken.
Wir blieben nicht lange in Baghras. Der Ort war nicht interessant für mich, die meisten wussten doch nicht einmal meine Sprache zu sprechen. Sie sangen und predigten in fremden Zungen von einem fremden Gott, welcher keinen Platz in den Hallen meiner Ahnen hatte. Mich verband nichts mit ihnen, wenn doch sie beeindruckt von meiner weißen Haut und meinen weißen Haaren waren. Sie waren beeindruckt, von der Stärke und der Kraft meines Pferdes. Die Pferde, welche sie dort hatten waren geschmückt mit kurzen Mähnen und schlanken, schnellen Beinen. Wo Nidhogg muskulös, breit und kräftig war waren sie sportlich, schmal und klein. Ich konnte diesen Pferden nichts abgewinnen. Wie sollten sie eine Kutsche ziehen oder gar einem gepanzerten Krieger dienen? Wie sollten sie in Krieg, Schlacht und Fehde den Sieg auf ihren Hufen tragen? Die Melodie der Schlacht war, wie bekannt, das galloppieren der Pferde und das wilde Kreischen der Hunde wenn sich zwei Meuten trafen. Das Geräusch von aufeinandertreffenden Stahl, wenn sich zwei Krieger zu einem tödlichen Walzer trafen. Das Geräusch der Pfeile, welche den Wind durchbohrten und durch eine Rüstung schlagen.
Nidhogg kämpfte sich von Tag zu Tag schwerer durch den Sand. Ich konnte mich nicht orientieren, wusste nicht wie, und unsere Wasserreserven schwanden wie das Eis im Frühling. Als ich durch den Norden gestreunt war, hatte es dort immer Wasser gegeben. Durch jeden Wald floss ein Fluss oder Bachlauf und wenn nicht fanden sich Brunnen in Einsiedlerein.
Am vierten Tag waren die spitzen meiner zarten Finger verbrannt und von roter Farbe. Den Rest meiner Haut hatte ich in Lumpen gewickelt um weiteren Verbrennungen vorzubeugen. Die Einwohner hatten dunkle Haut gehabt, doch die meine war ein Feind der Sonne. Geschmiedet und benannt in den eiskalten, kargen Länderein meines Hauses, dessen Namen ich seit dem Tag meiner Geburt nicht tragen durfte. Das Haus, welches nicht mehr existierte. Blutdurchtränkte Asche begraben unter weißem, reinen Schnee.
Ich war am Ende meiner Kräfte, als ich auf sie traf. Sie waren Sklavenhändler, Vogelfreier. Ihr Anführer war ein Mann namens Alistair. Ein schottischer Graf, welcher wegen Ketzerei verbannt wurde und nun im Exil lebte. Die Männer, welche ihm folgten kamen zum größten Teil aus der Wüste.
An seiner Seite ritt eine Frau, ungefähr doppelt so alt wie ich. Sie hatte kupferfarbene Haut, dunkle, große Augen und schwarzes, langes, gelocktes Haar. Sie wurde "Die Sprecherin" genannt und war die einzige, welche meine Sprache sprach. Als einzige Sklavin war sie gesattelt auf ein Pferd. Reiten tat sie neben Alistair und nur ihr hatte ich es damals zu verdanken, nicht als Sklavin verkauft worden zu sein.
Die meiste Zeit über blieb ich im Zeltlager, nahe des Nils. Meine Heilkünste waren geschätzt, wenn doch sie nicht an die Künste der Heiler in den freien Städten heran kamen. Sie blieben für einige Tage weg und kamen mit allem zurück, was sie gegen ihre Sklaven ertauschen konnten. Meistens war es Gold, manchmal aber auch Rüstung, Metall, Stoffe oder Juwelen. Ich versorgte kleinere Wunden und kümmerte mich um kranke Sklaven, wenn es sein musste. Amira hingegen ging einem interessanteren Handwerk nach. Mit faszination sah ich ihr Tag für Tag dabei zu, wie sie Spinnen und giftigen Schlangen die Zähne aus dem Kiefer brach, wie sie Toten die Haut von den Muskeln zog und wie sie Nachts mit einer Laterne blaue und rote Motten fing um diese zu einem Brei zu zerstampfen. Sie zerlegte Ratten, riss diesen den Schwanz plus der Wirbelsäule heraus und extraierte die Duftstoffe aus Blüten und Blättern zu "Premia Essencia", reinstem Duftöl. Sie verrichtete eine schmutzige, unreine Arbeit welche Tod und Verderben brachte und doch von ihr ohne Gewalt, dafür aber mit Anmut vollbracht wurde. Das war die einzige Zeit, in welcher ich Amira etwas abgewinnen konnte. Zwar hatte sie mich damals vor einem schrecklichen Schicksal bewahrt und mir die Zunge der Wüste beigebracht, doch fand ich weder sie als Person noch sonst irgendetwas an ihr mögenswert. Lediglich ihre Tätigkeit war faszinierend. Mehr nicht. Jedoch war die Kunst des Giftmischers eine anspruchsvolle, welche nur von wenigen gelehrt und gelernt werden konnte. Ich gehörte nicht dazu und so blieb ich dabei, Amira zu beobachten.
Ein halbes Jahr zog in die Wüste, auch wenn ich längst den Lauf der Zeit aus den Augen gelassen hatte. Es könnte auch ein Jahr, oder fünf gewesen sein. Jahreszeiten wie in meiner Heimat gab es hier nicht und auch die Tage hatte ich nicht gezählt. Aber je mehr Zeit verging, desto besser gefiel mir der Anblick von Alistair wenn er ritt, mordete und kämpfte. Seine Stimme klang wie ein dunkles Lied, seine Haltung war die eines Königs. Aber ebenso war ich jung, schön und vor allem eines: Außergewöhnlich. So kam es das bald ich diejenige war, welche neben ihm ritt und Nachts bei ihm schlief, nicht mehr Amira. Ich sah viel von der Wüste. Die weißen Kalkdünen und die roten Berge im Osten, die Sumpflande im Westen und die Savanne im Norden. Doch sprechen taten ich und Alistair kaum. Auch nicht, als eines Tages zwei Seelen in mir schliefen und zwei Herzen im Einklang miteinander schlugen.
Er ließ mich wieder im Zeltlager zurück, zusammen mit Amira und einigen weiteren Sklavinnen. Ich sah ihn noch drei, vier, fünf mal und dann tauchte er nie wieder auf. Am 2. Tag an welchem er fort war, herrschte eine tiefe Finsternis über der Wüste und der schlimmste Sandsturm welcher je gewütet hatte brach über die heißen Lande herein. Drei Tage dauerte er. Alistair, der wie ein König gesprochen und geführt hatte während er seiner grausamen Berufung nachging lag im Sand begraben. Als klar wurde, dass sie nie wieder zurück kehren würden verließen die meisten das Lager und nahmen mit, was ihre Pferde tragen konnten.
Ich, schwer erkrankt und nicht in der Lage zu reiten blieb zurück, zusammen mit Amira und zwei weiteren Sklavinnen welche es für klüger hielten im Lager zu bleiben bis sich eine Gelegenheit bot.
Mein Sohn, mein Fleisch und Blut, wurde am 173. Tag nach Alistair's Tod geboren. Er war ein kleines, schwaches Ding mit schwarzen Haaren und giftgrünen Augen, ähnlich denen einer Katze. Er kam in den frühen Morgenstunden, als Amira und die anderen beiden das Lager verlassen hatten. Ich hatte zuvor nur ein einziges mal einen Säugling gesehen, meine jüngste Schwester nachdem meine Stiefmutter gestorben war. Zu den anderen hatte sie mich nie gelassen.
Er hatte nie geschrien, nie geweint. Er war wunderschön gewesen, schöner als alles, was ich davor gesehen hatte. An jenem Tag hatte ich es gefunden, das eine kleine Ding, für welches sich das Leben lohnte. Zuletzt hatte ich gelebt um den letzten Wunsch meines Vaters zu erfüllen, nach seinem Tod seine Kinder zu töten. Sein Stolz als Nordmann hatte es nicht zugelassen, dass Schneefeste nach ihm weiter existierte unter einem geschworenen Christen wie mein Bruder es gewesen war. Sowieso schien es mir, als hätte ich immer für jemand anderes zwecke gedient. Doch jetzt gab es nur noch mich und dieses schlagende Herz. Und wir hatten einen wundervollen Tag und ehe sie zurück kamen hatte ich ihm einen Namen gegeben: Vanargand Fenrir von Weiss.
Ich hatte mich immer vor Hunden und Wölfen gefürchtet. Nachts trieb der Hunger sie in die Siedlung, wo sie heulten und man die Schreie bis hinauf an mein Fenster gehört hatte. Die Geschichten, welche mein Vater mir stehts erzählte über Wölfe, welche Mond und Sonne fraßen hatten zu meiner Angst beigetragen. Wenn man früh Morgens oder spät Abends durch den Hof gegangen war, hatten die Jagdhunde meines Vaters an ihren Zwingertüren gekreischt, gebellt und geknurrt das die Türen geklappert hatten. Diese Hunde hatten schon Menschen zerissen und so fürchtete ich jedes Mal, sie könnten die rostigen Ketten brechen und sich auf mich stürzen. Tagsüber, wenn sie auf dem Hof herum streunten und Abfälle beseitigten, waren sie nicht so schlimm.
Bei dem Namen hatte ich an Alistair gedacht, welcher von den Völkern der Wüste gefürchtet wurde wie ich die Wölfe fürchtete und welcher gekämpft hatte wie ein ausgehungerter Wolf. Ebenso hatte ich an meine Heimat, mein stolzes und stures Nordblut gedacht und an die Namen, welche man vor dem Kamin nannte. Ich hatte ihm meinen Nachnamen gegeben, auch wenn es mein Haus und meine Familie nicht mehr gab und ich, die einzige Überlebende der Tragödie, kein Erbe mehr hatte da die alte, dunkle Festung Weiss an der See nicht mehr existierte.
Auch wenn ich von einer seltsamen, mütterlichen Wärme erfüllt war, so war ich schwach wie nie zuvor. Meine Knochen schmerzten und selbst den Kopf zu heben war eine Herausforderung für mich. Als Amira das Zelt betrat in den späten Abendstunden, lag zum ersten Mal etwas in ihren Bewegungen, was ich zuvor noch nie in ihr gesehen hatte.
Gewalt.
Sie hatte sanft gewirkt, wenn sie Gift zubereitet hatte. Sie hatte gelächelt, wenn sie Alistair und seiner Banditenscharr beim Morden zugesehen hatte. Doch jetzt traten ihre Schritte stark auf, ihr Gesicht war bleich und in ihren dunklen Augen spiegelte sich etwas ähnlich der Verachtung. Als sie so über, vor mir stand weckte sich ein alter Instinkt in mir - Lauf, beschütz dein Kind. Aber ich konnte nicht, meine Beine gehorchten ebenso wenig wie meine Arme, mein Kopf oder meine Hände.
Als sie mir meinen Sohn von der Brust riss brach sie kein einziges Mal den Augenkontakt zu mir, schaute Vanargand nicht einmal an und ich, geschwächt und mit unterdrückter Angst, konnte nichts tun. Doch warum ängstigte mich ihre Präsenz? Sie war immer nett, sanft gewesen. Hatte mich Dinge gelehrt. Doch jetzt, wo braune in blaue Augen starrten sah ich da nichts mehr in ihr, was ich zu kennen geglaubt hatte.
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"Du bist wirklich schön..",sie sprach diese Worte wie einen süßen, bitterbösen Fluch. "Und doch bist du nur eine Bastardin aus dem Norden, eine Wilde, Teil einer aussterbenden Spezies. Wie nur konntest du mir das hier stehlen?",sie speihte Gift mit ihren Worten, welchen ich mit schwacher, zischender Stimme erwiederte: "Weil das Strahlen deiner Jugend deine Augen an jenem Tag verlassen hat.",es gab kein verstellen, kein Schauspielern mehr. Ich hatte das Gefühl in einen Spiegel zu schauen und es wiederte mich an.
"Hast du ihm einen Namen gegeben?",bei ihren Worten presste ich die Zähne zusammen. ": Vanargand Fenrir von Weiss."
Sie kicherte leicht bei dem Namen. "Ein starker Name, für ein schwaches Kind.",jetzt blickte Amira zum ersten Mal in die katzengrünen Augen meines Sohnes und ich hasste sie dafür. Wenn ich es gekonnt hätte, hätte ich ihr dafür die Kehle mit bloßen Händen aus dem Hals gerissen.. "Ein schwacher und ängstlicher Säugling und zu einem schwachen und ängstlichen Mann würde er werden."
Mein Herz raste jetzt, auch wenn mein Körper noch immer ruhig wirkte. Aber mir schoss eine rasende Wut durch die Adern, als sie sich umdrehte und mir ihren kupferfarbenden Rücken offenbarte. Ohne ein weiteres Wort zu sagen war sie verschwunden und ich? Ich lehnte mich zurück. Es war zu spät, sie würde mein Kind in die Wüste legen und einfach gehen. Am Morgen würde sie dann gehen und mich zum sterben hier zurück lassen, wo ich entweder vor Schwäche, Kummer oder Durst sterben würde.
Als ich am Morgen aufwachte schien ein einziger Strahl Morgenröte in mein Gesicht. Der Tag war noch jung und jung war die Kraft, welche wieder in meine Knochen gekrochen war.
Behutsam stand ich auf und brauchte einige Momente, um meine Beine wieder an das Gefühl des Stehens zu gewöhnen.
Mein Bogen lag in einem Korb, zusammen mit dem Rest meiner Sachen welche ich bei mir hatte, als ich hier ankam. Die Sehne war rissig, aber für einen Pfeil sollte sie reichen - Und nur einen würde ich brauchen.
Lautlos, auf blanken Füßen verließ ich das Zelt und sah mich vorsichtig im Lager um. Die beiden anderen waren bereits abgereist, Amira jedoch stand mit dem Rücken zu mir und zurrte gerade das letzte Gepäck auf dem Rücken ihres Pferdes fest. Ich nahm den Pfeil mit der Spitze aus Knochen und legte ihn in die Sehne, ehe er von dieser schnellte und sich in der Wade dieser elenden Frau vergrub.
Sie schrie laut auf, voller Schreck was ihrem Pferd die Sporen gab. Staub hinter sich aufwirbelnd floh das Tier in die Wüste und plötzlich war ich mit ihr alleine. Nein, sie war mit mir alleine und Amira erkannte das. Sie kroch rückwärts und zog ein Messer aus ihrem Ledergürtel hervor, mit welchem Amira in meine Richtung zeigte. "BLEIB BLOSS WO DU BIST, DU VERFLUCHTE KEBSE!",natürlich hörte ich nicht. Mit kräftigen Schritten ging ich auf sie zu und trat ihr das Messer aus der Hand, ehe ich meinen Fuß in ihrer Magengrube versenkte. Sie schrie erneut auf, wand sich unter mir wie eine Made...
Ich riss ein Seil an mich, welches unter einem der geplünderten Zelte lag, setzte mich auf ihren Rücken um Amira zu fixieren und fing an, gewaltsam das erste von vielen Seilen um ihren Körper zu wickeln und zu schlingen. Mit jedem, welches dazu kam, konnte sie sich weniger und weniger bewegen. Schließlich besprühten nur noch ihre Augen mich mit Hass.
"Es tut mir leid, dass ich dir weh tun werde...",flüsterte ich leise, während ich das letzte Seil anbrachte und damit hinüber zu Nidhogg, dem schwarzen Pferd, ging. "Aber ich kann ohne deinen Schmerz nichts fühlen.",meine Worte waren ein düsteres Versprechen, als ich das letzte Seil an den Sattel meines Pferdes band, als würde ich eine menschliche Kutsche einhängen. Ich entfernte das Tuch, welches ich ihr in den Mund gestopft hatte und zog mir die Kapuze über den Kopf.
Schließlich stieg ich in den Sattel meines treusten Tieres und nahm die Zügel in die Hände. Wieder war ich Müde, doch ich würde das aushalten. Ich hatte alles, was noch nicht geplündert war, bei mir. Langsam trabte das Pferd unter mir los richtung Norden, keinen Schritt langsamer durch das schreiende, verhasste Bündel hinter ihm.
Ich liebte ihre Schreie, welche mich zwei Tage und nächte lang begleiteten. Am dritten waren die meisten der Seile vom stetigen schleifen auf dem Sand gerissen, andere waren blutdurchtränkt und einige Wüstenratten rannten mir nach. Schließlich durchschlug ich das Seil und ließ das leblose Bündel hinter mir im Sand liegen.
Ich erreichte eine Stadt am Meer. Eine Handelsstadt, bekannt für ihre legendären Giftmischer. Durch die Schätze, welche Alistair mir eins gab konnte ich mir eine dortige Ausbildung kaufen und von diesem Tag an sollte ich diesen Ort neun volle Jahre lang mein Zuhause nennen und lernen.
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...
Sie nannten ihn irrsinnig. Aber jeder Künstler war ein Wahnsinniger, und jedes Kunstwerk brauchte eine gewisse Grausamkeit.In jeden Tropfen Farben steckte er seine Seele, wenn er vor einer riesigen Glasscheibe saß welche schon bald als Leinwand für ein Kunstwerk dienen würde. Schwarzlot nannte man sein Werkzeug und ihn nannte man "Die schwarze Schlange". Er wusste nie, warum er diesen Namen trug. Vielleicht wegen seiner schwarzen Haare, oder weil seine bleichen Hände stehts dreckig waren... Sowieso war ein Name das einzige, was er besaß. Erst elf Jahre alt und doch schon ein Genie auf seinem Gebiet, der Kunst, der Glasmalerei. Giftgrüne Augen starrten, erfüllt von Liebe, auf sein Werk, ehe sie sich wieder auf die grausame Szene vor ihm richteten, welche er vor sich aufgebaut hatte um dieses Stück perfekt werden zu lassen. Vanargand nannte er sich, einen Namen, welchen er wie einen Schatz hütete. Er fürchtete Menschen, er fürchtete Tiere. Er war ein ängstliches Kind, doch angesichts seiner Kunst konnte man ihn nicht als schwach bezeichnen, so fand er.