[Erzählun] Der Tod von Sheila

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Der laue Wind, der sich seinen Weg durch die alten Tannen um Wolfsheim suchte, begann langsam abzunehmen, wärend sich mit der untergehenden Sonne, ein Schleier bedrückenden Schweigens auf die kleine Siedlung vor Memleben legte. Die Schankmagd Sheila, die sich eine schwere Grippe zugezogen hatte, lag daheim in ihrem Bett und ließ sich von einem orientalischen Heiler untersuchen. Ihr blasses Gesicht, welches von rot herausstechenden Adern durchzogen war, die sich über ihren gesamten Körper erstreckten, sah ausdruckslos und erschöpft den vor ihr stehenden Heiler an. Die stätig anschwellenden Schmerzen, die sie schon die letzten Monde über geplagt hatten, ließen sie kaum noch schlafen. Als der Heiler mit traurigem Blick ihr Haus verließ, viel Sheila in einen Delirium-artigen, beißenden Schlaf.

In derselben Nacht als sie vor Schmerzen aus ihren dunklen Träumen gerissen wurde, entschied sich Sheila, in die Kirche zu gehen und ein letztes Mal zu beten. Mit schweren Füßen und schweißnassem, zitternden Leib, stiegt sie aus ihrem Bett und hing sich ihren Wolfspelz um. Als sie aus der Tür trat und ihr eine kalte Brise entgegenkam, fröstelte sie ein wenig. Es war eine sternenklare Nacht, der kalte volle Mond schob sich über den Himmel und bei genauem hinhören hätte ein gesunder Mensch das Zirpen der Grillen gehört. Doch nicht so Sheila. Mit leerem Blick und schmerzverzehrtem Gesicht setzte sie Fuß für Fuß ihren Marsch fort. - Sheila bog soeben in einer der verwinkelten Gassen von Wolfsheim ein und dachte noch nebenbei, wie ruhig doch alles um sie herum erschien, als plötzlich ein intensiver Krach zu ihrer Linken die Stille durchbrach. Ein kurzer, aber spürbarer Schauer lief ihr über den Rücken. Als sie darauf herumfuhr, um die Herkunft dieses Geräusches auszumachen, antworteten ihr einzig und allein die schwarzen, tiefen Eingeweide dieser dunklen Nacht.

Sheila, die dieses Geräusch mit ihrem verwirrten Verstand zu erklären versuchte, war gerade daran ihren Weg fortzusetzen, als ihr plötzlich eine Hand, fest auf den Mund gepresst wurde. Sie spürte den scharfen, kalten Stahl an ihrem Hals, welcher sich langsam immer tiefer in ihr Fleisch drückte und - Sheila, wird niemandem mehr von diesem Geräusch berichten können. Und auch wir, können ihr an dieser Stelle nicht weiter folgen. Niemand wird von der ihr bekannten Stimme erfahren, die ihr leise einige Phrasen in ihr Ohr flüsterte, ehe er ihr die Kehle durchschnitt. Auch wird keiner mehr, die sonst so lebensfrohe Schankmagd, hinter dem Tresen der geselligen Schenke zu Gesicht bekommen. In dieser gottlosen Nacht verloren die Einwohner von Wolfsheim eine Bürgerin, doch die Welt hat sich weiterbewegt.

(Vielen dank an Charles für den tollen Text)