Diebisch vor Gott

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*Vor den Türen der Häuser Memlebens finden die Bürger mittelmäßig gut gebundene Bücher... Auf dem Einwand ist ein Siegel welches ein Hirschgeweih zeigt. Unter diesem steht geschrieben: "Diebisch vor Gott"*


Im Guss von Regen und in Schneise von Wind und Wetter vernahmen wir an jenem Tag ein leises Pochen an unsere Klosterpforte. Mit Fackel und Kerze liefen ein paar Mönche durch die Gallerei dieser Nacht in Richtung Tor. Kurz bevor sie ankamen verstummte es plötzlich, sie öffneten das Tor und fanden einen völlig unterkühlten und durchnässten Mann am Bode im Matsch liegend. In zerfetzter Kleidung und einem zerschnittenen Gewand eingehüllt trugen ihn die Mönche ins Lazarett. Er klapperte mit den Zähnen und zitterte vom Zeh bis die letzte Haarspitze seines langen dreckigen Bartes. Es schien nur ein Bettler zu sein. Doch war seine Kleidung in Teilen mit Gold bestickt und in seinen Taschen fanden sich ein paar Taler und ein kleiner Dolch mit vergoldetem Griff. "War es ein Dieb? Niemand mit solcher Gestallt kann von adeligen Blute sein, geschweige denn von Gottes Gnaden" dachten sich die Mönche. Er trug in einer Tasche einen durchweichten, nassen und unlesbaren Brief bei sich. Verschlossen mit dem Siegel einer reichen Kaufmannsfamilie aus Brüggen.                                              Nachdem die Mönche ihn wieder etwas aufgewärmt und abgetrocknet hatten, verließen sie den Saal und gingen ihren gewohnten Tätigkeiten nach. Sie würden schon hören wann er erwachen würde. Ein Irrtum den sie bereuen sollten.

Mit einem leisen Knartschen erhob sich der Mann von den Brettern seines Bettes. In tiefer Verwirrung und seichter Angst schaute er sich hecktisch um. "Wo bin ich?!" dachte er sich in diesem Moment. Zum Verhängnis für die Mönche gab er keinen Mucks von sich...                   Ein paar Stunden vergingen wo er sich noch einmal hinlegte, und sich in dem verschlossenem Raume bewegte. Plötzlich geriet er in Panik, als er in seine Tasche packte...  Sein Brief und sein Dolch war weg! Die Mönche hatten sie mitgenommen. Doch schnell wurde seine Panik zu einer entbrannten und unbearbeiteten Wut, er war nie ein großer Freund der Kirche gewesen... Er schnappte sich ein paar Seile, Tücher und Laken und knotete sie zusammen bevor er durch das Fenster nach draußen stieg... Er bahnte sich seinen Weg zum nächsten Fenster an der rauen und von der Zeit mitgenommenen Wand. Er würde nicht ohne seine Sachen gehen...


*Wie im Buche geschrieben verbrennen die Bürger jenes*