Eine Korrespondenz im Raureif

Bild des Benutzers Mammon

An einem geradezu belebenden Januarmorgen – die Luft in Memleben knisterte beinahe – begnügte sich Lord Mammon Harrow, der Herzog von Mercia damit den Dorfkindern, die sicher bald aufstehen würden um mit roten Wangen den frischen Raureif auf den Pflastersteinen zu entdecken und dann Hoffnungen auf den ersten Schnee zu schöpfen, den Spaß zu verderben, indem er als erster auf den Beinen war und mit den Stiefeln, in denen die Enden besagter Beine steckten, das oben erwähnte fragile Naturwunder zu zermatschen.

So begab es sich dass einer dieser Pflastersteine scheinbar einer dünnen Eisschicht anheim gefallen war und den Lord armerudernd um sein Gleichgewicht kämpfen ließ. Mammon wirbelte herum, vergewisserte sich dass niemand von dieser Abkehr der Anmut Notiz genommen hatte und blickte gen Boden um den Übeltäter auszumachen. Es war keine Eisschicht, sondern ein schleimiges Papierstück welches ihn ins Wanken gebracht hatte und nun traurig an seinem Absatz klebte. Um genau zu sein war der halbe Hafen von ähnlichen Postsendungen übersäht.

So hob der Herzog mit spitzen Fingern einen dieser kuriosen Schriebe empor um sich den grauenhaften Inhalt zu Gemüte zu führen. Vielleicht war es nur das sich wendende Licht der Morgensonne, doch hätte jeder anwesende Kaufmann, wäre ein Wettbüro zur Stelle gewesen, mit der Gewissheit eines Fanatikers sein Monatsgehalt darauf verpachtet dass der Schläfe des Lords bei der Lektüre des Fundstückes im Bruchteil einer einzigen Sekunde ein weiteres graues Haar entschossen war. Der Herzog von Mercia war entsetzt und verblüfft zugleich, nicht über den Sinn der so achtlos ausgesetzten Schriftzeichen sondern vielmehr über ihren Abstand, ja die dreist unökonomische, dekadente Art und Weise in der sich der Verfasser das Pergament angeeignet hatte bedrückte den distinguierten Geizhals. Ein etwas bedachteres und engeres Schriftbild hätte es vermocht den Papierverbrauch dieses Machwerks beinahe zu halbieren.

Mammon rümpfte die Nase ob dieser offensiven Obszönität, lieh sich eine Feder vom Schreibpult eines verschlafenen Hafenaufsehers ohne zu fragen und notierte eine kurze Nachricht auf der Rückseite des Zettels, klemmte ihn darauf in ein loses Brett an einer Hauswand voller Ersuche, Trauerbekundungen und Verkaufsangebote und schnaubte Dampf in den bitterkalten Äther. Das Schreibutensil verschwand in den Tiefen des schweren Mantels, vielleicht folgten noch zwei zufriedene Klopfer auf die Brusttasche und der hohe Herr ging seines Weges.

Vielleicht habt ihr, teurer Leser diese Botschaft nun gefunden, falls ja so würdet ihr darauf folgendes erblicken:

„In Sache McMurray,
verstehe dass Anonymität gewahrt blb,
ob dess. Vergangenheit.

Dringend genaue Liste von Mordopfern.
um Unrechtmäßigk. zu validieren
veröff.

Falls Anschuldigung als wahr
belegt, an Rat wenden &
Gerichtsbark. durchsetzen lass.

M.Harrow“