[Tagebuch] Wo will der denn mit den ganzen Gulden hin? (2.Teil)

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Vom Marktplatz dringt plötzlich Geschrei und Gemecker zu euch herüber. Ihr legt den Besen zur Seite und geht ein paar Schritte bis ihr den Platz einsehen könnt und die Stimmen deutlicher werden.

>Wir ham das nicht gestohlen!< ruft ein schmuddelig aussehender Junge. Er ist vielleicht 10 Jahre alt und hat einen Kartoffelsack an, an dem oben zwei Löcher für die Arme ausgeschnitten sind. >Nein haben wir nicht!< wiederholt ein Mädchen ähnlichen Alters und gleicher Kleidung. Beide schauen sich nervös an. Die Stadtwache hatte beide am Kragen ihrer funktionellen Sommerkleidung gepackt und auf den Marktplatz gezerrt, nachdem sie die Kinder verstohlen durch die Menge huschen sah. Beide hatten schwer zu tragen in ihren Kartoffelsäcken, bei denen sie die Vorderseite nach außen gewölbt hatten und mit den Händen nach oben hielten, um eine Bauchtasche zu bilden. Noch immer schwer damit beschäftigt, den offensichtlich schweren und wichtigen Inhalt nicht zu verlieren, zerren die Kinder angestrengt an ihren Kartoffelsackbauchtaschen, während die Stadtwache noch immer an ihren Kartoffelsackkragen zerrt. >NÜÜÜCHT GÖSTOHLEN< johlt der Wachmann und verdreht die Augen >Ihr seid also nicht nur kleine Diebe sondern auch kleine Lügner, was?< Die Kinder gucken sich wieder nervös an. Der Wachmann beauftragt unterdessen zwei Büttel an den umstehenden Gebäuden nachzufragen, ob was fehle. Da entgegnet das Mädchen >Wir hams im Wald gefunden!< >Ja im Wald gefunden!< rief der Junge schnell nach. >Stehlende und lügende Papageien... was sagt man dazu?< scherzt der Wachmann den umstehende Menschen zu, die sich allmählich um das Schauspiel versammeln. Der Wachmann beschließt den Einsatz etwas zu erhöhen um die kleinen Diebe endlich zu einem Geständnis zu bringen, einem vernünftjen, jawohl! Er holt tief Luft, stellt sich etwas aufrechter und ruft mit gebietender Stimme >BRINGT MIR EIN BEIL UND EINEN HACKEKLOTZ!< und während er "Hackeklotz" sagt, fährt er mit einem Arm zur Axt geformt, dicht vor den Gesichtern der Kinder bedeutungsschwer nach unten. Beide erschrecken sich so sehr, dass sie den Halt verlieren und der gesamte Inhalt ihrer Bauchtaschen auf den Boden prasselt. Die Menge schreckt auf, Der Wachmann starrt fassungslos auf den Haufen Goldmünzen, der ihm nun zu Füßen liegt. Fast zeitgleich fangen beide Kinder an zu weinen. Unter Schluchzen und Jammern erzählten sie, wie sie einem Manne gefolgt seien, der alle paar Ellen ein Goldstück aus einem großen Sack von seinem Esel verlor. Helles Haar habe er gehabt und ständig mit sich selbst gesprochen, habe er. Aber welche Richtung er gegangen war, nein das hätten sie sich ja nicht gemerkt. Ein Raunen geht durch die umstehenden Leute und der Name "Horst" ist zu vernehmen. Die Büttel kommen zurück und konnten keinen Einbruch oder Diebstahl in Erfahrung bringen. Das Gold würde doch nun ihnen gehören, jammern die beiden Kinder weiter. Die Stadtwache schaut unschlüssig zwischen den Kindern, den Bütteln und dem Pöbel umher. >Da folgt ihr einem mit Gold beladenen Esel und ihr merkt euch nicht die Richtung? HERRGOTTSSAKRAMENT! Taugenichtse!< >Wir sind ihm bis zum Schnee gefolgt< schluchtzt das Mädchen noch >dann konnten wir nicht mehr tragen< Ungläubig drückt der Wachmann jedem der beiden mutmaßlichen Diebe ein Goldstück in die Hand und schiebt sie von sich weg >Verschwindet ihr Rotznasen!< Die Kinder rennen schneller als ihre Nasen zum Westtor hinaus.

>Ist das zu fassen...< bemerkt der Wachmann kopfschüttelnd, während er, die Hände in die Hüfte gestemmt, breitbeinig über dem Münzenhaufen steht.