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Das Haus Ashford vom Mondfels
Es war einer dieser regnerischen Herbstvormittage in New York City, an welchen sich der Großteil der Bevölkerung glücklich schätzte, wenn er sich zu dieser fröstelnden Jahreszeit innerhalb wohlig warmer Häuser wiederfinden konnte.
Nichtsdestotrotz fand entgegen sämtlicher Schülerstimmen der Ausflug des Geschichtskurses der New York University in das Gebäude der New-York Historical Society Museum & Library statt.
Der Grund ihres Besuches war die einmalige Ausstellung eines renommierten Historikers, welcher seine jahrzehntelang gesammelten Forschungen über die größten Häuser des Hochmittelalters der Öffentlichkeit offenbarte und damit ein großes Spektrum an Privatschulen und Universitäten ansprach, welche ihren Schülern umfangreiches Wissen für die kommenden Prüfungen bieten wollten.
Als die Gruppe aus dem Bus stieg, sprintete sie über die mit Pfützen übersäte Straße, nur um schwer atmend unter dem Eingang des Museums feststellen zu müssen, dass ihre Kleider dennoch völlig durchnässt waren.
Um den Schülern etwas Freizeit vor dem Vortrag zu gönnen und damit ihre Pullover und Hosen noch trocknen konnten, wurde ihnen von der anwesenden Lehrerin angeboten, sich frei umsehen zu dürfen, vorausgesetzt, man würde sich in einer halben Stunde wieder am Versammlungsort treffen.
Und so machten sich eine Handvoll Schüler auf den Weg, die Ausstellung zu erkunden, während der Großteil die Zeit dafür nutzte, um im Netz die neusten Bilder zu liken, teilen oder kommentieren. Von diesen 5 Schülern entfernten sich 4 in Richtung der Pharaonenausstellung, welche derzeit ebenfalls viel Publikum heranzog. Doch Axel, ein eher schmächtiger Kamerade doch der Leistungsstärkste seines Kurses, welchem Viele eine große Zukunft priesen, wandte sich der Ausstellung zu, welche sie ohnehin in 30 Minuten besuchen wollten, um nicht ganz ohne Hintergrundwissen dazustehen.
Als er den Raum betrat, zu welchem ihn die zahlreichen Pappaufsteller geführt hatten, wurde er glatt von der Masse der sich dort befindlichen Wappen und Requisiten erschlagen, mit welchen man Wände und Halterungen gefüllt hatte und welche neben den wenigen kleinen Informationsschildern die massive Überzahl bildeten.
Ohne den Raum zur Gänze überflogen zu haben, lief er wahllos auf eines der größeren Wappen an der Wand zu und las sich die kleine Beschriftung dessen und der beiliegenden Utensilien durch.
Das Haus Ashford vom Mondfels, stand da in fetten Lettern.
Die erste Siedlung der Ottonischen Ländereien, welche auch als erste das Adelshaus des Geldadligen Laza Tavaria beherbergte, war die Siedlung Mondfels.
Von den Ashfords übernommen, entwickelte sie sich rasch zu einer der mächtigsten Städte der auf dem europäischen Kontinent.
Das Haus selbst wurde von Marton Ashford im Jahre 1127 nach Christus gegründet und …
„Ein wahrlich imposantes Adelsgeschlecht, nicht wahr?“ erklang es dicht hinter Axels Schultern.
Er wandte sich um und sah einen älteren Herrn mit schwarzem lockigen Haar und Hornbrille, welcher, in seinem karierten Anzug dastehend, das Wappen vor ihnen beäugte.
Als er den verwunderten Blick des Schülers bemerkte, lockerte er seine Haltung und meinte, als wolle er es ganz beiläufig wirken lassen: „Naja, ich meine nur. Wegen der vielen Schnörkeleien und – und …“ Er lächelte und reichte Axel die Hand.
„Professor Thomas Swanson“ meinte er sichtlich aufgeregt. „Historiker und Professor, sehr erfreut.“ Er grinste Axel schief an und dieser ergriff höflich die ihm entgegengestreckte Hand, welche im Schein der Sonne offensichtlich leicht zu schwitzen schien. „Axel Miller, wir sind hier wegen Ihres Geschichtsvortrages.“
„Ah und du wolltest dich also vorher bereits umschauen? Wie lobenswert von dir. Nun, ich kann dir vor Beginn des, “ er räuspert sich „ des Vortrages alles erzählen, was du wissen möchtest.“
Noch leicht durcheinander, doch eingeholt von seinem Wissensdurst, ergriff Axel die Gelegenheit: „Nun, sehr gern, “ Sagte er und wandte sich wieder dem Wappen zu.
„Wie steht es mit diesem Haus? Ich habe noch nicht viel gelesen, doch es scheint sehr alt und mächtig gewesen zu sein.“
„Nun in der Tat waren die Ashfords recht alt. Obwohl, und das ist gerade das interessante an diesem Geschlecht, sie nicht direkt von einem König in den Adelsstand berufen worden.“
„Das war möglich?“ fragte Axel, welcher es aus dem bisherigen Unterricht nicht anders kannte, als dass Adlige unmittelbar von einem König berufen worden.
„Sehrwohl, doch handelt es sich hierbei auch um einen sehr seltenen Fall. Du musst wissen, dass es zu der Zeit der Gründung keinen Regenten gab, welcher alle Ländereien vereinte. Chaos, Banditenscharen und ständige Kriegereien waren das Resultat.
Marton Ashford, der Gründer dieses Hauses, wurde nicht einmal in diesen Ländern geboren. Uralten Aufzeichnungen zufolge soll es ihn eines schönen Tages an die Küste Europas geschwemmt haben und von da an hat er dann seinen Platz in der Gesellschaft gesucht.
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Vom einfachen Geldleiher wurde er zum Stellvertreter eines Bürgermeisters und übernahm schlussendlich von, warte, es stand auf dem Schild“, er überflog schnell den Text unterhalb des Wappens, „von Laza Tavaria, genau! Von Laza Tavaria übernahm er den damals schon bestehenden Adelssitz Mondfels und gründete dort mit seiner Verlobten Lady Kayra Sadiyana, ebenfalls einer zugewanderten Dame aus fremden Gefilden, das Haus Ashford auf der Grundlage des ihm überreichten Adelsbriefes. Durch Unterstützung aus anderen Städten und einiger Persönlichkeiten wie seinem Ritter Cyrus aus dem Geschlecht der Aries gelang es Marton, seinen Titel zu verteidigen.
Er errichtete auf einer Klippe über der Silberbucht, auf welcher sich vorher nur eine kleine Siedlung befand, eine Feste und von da an herrschte sein Geschlecht von diesem Zentrum aus über einen Großteil Südosteuropas. Von da an änderte sich in diesem Teil so einiges, musst du wissen. Es gab, wie bereits erwähnt, eine gewaltige Banditenplage, weshalb Marton als erste Amtshandlung die oberste Priorität der Gerichtsbarkeit darauf legte, sämtliches Gesindel zu hetzen und niederzustrecken, selbst dann, wenn ihnen noch eigentlich ein milderes Urteil zugekommen wäre.
Sein eigentliches Ziel war allerdings der Machterhalt durch Diplomatie, Kabale, Intrigen und dergleichen, also sämtlichen Handlungen, derer er sich mit dem Kopf statt mit dem Schwert bedienen konnte. Darum lautete der Leitspruch seines Hauses auch bis zuletzt: Was Fackel und Schwert nicht vermögen, erreichen Feder und Wort“
„Er muss also ein recht gewiefter Mann gewesen sein, wenn er sich lediglich durch Worte in solch einer Zeit an der Macht halten konnte, nicht?“
„Das schon, doch kam es natürlich auch zu Auseinandersetzungen mit anderen Häusern. Letztendlich wird es, so nehmen es viele an, die militärische Unterlegenheit gewesen sein, welche das Haus zu Grunde richtete, allerdings sehr lange nach Martons Ableben. Er selbst führte sein Haus zu wirtschaftlichem Reichtum und das durch viele Krisen hinweg.
Wenn du hier schaust, “ er deutete auf das Wappen der Familie „siehst du einen mit Federn geschmückten Helm. Soweit ich es herausfinden konnte, und das ist meines Erachtens nach die plausibelste Erklärung, so sollten die Symbole die machtvolle Wirkung seiner Schriften darstellen.
Wobei er sich bei dem Wappen der Stadt nicht wirklich auf seine Werte berufen hat, das hat er nämlich direkt übernommen. Es symbolisiert schlichtweg einen Mond hinter einem Berg und soll somit wahrscheinlich mit dem Zynismus Ashfords selbst dem dümmsten Reisenden die Lokalität der Stadt zeigen.
Lediglich sein Siegel enthält noch einige wissenswerte Informationen, nämlich, dass er bereits ein Monogramm mit seinen Initialen benutzt hat und selbstverständlich die Krone, welche seine Rechtsprechung und Autorität in seinem Einflussgebiet repräsentiert.“
„Und könnten sie mir noch etwas zu den Gründern des Hauses verraten?“ fragte Axel, sichtlich mitgerissen von diesen doch recht imposanten Persönlichkeiten.
„Sicherlich, doch den Großteil weißt du bereits.
Also das Oberhaupt der Gründerfamilie war Graf Marton Ashford, welcher die Familie stets nach Außen hin repräsentierte, in diplomatischen Angelegenheiten verhandelte und die örtliche Bank sowie Banken in anderen Städten leitete.
Des Weiteren war da noch die Lady Kayra Sadiyana, Leiterin der örtlichen Universität und Bibliothek, welche ebenfalls in diplomatischen Angelegenheiten reiste.
Die Hochzeit mit dem Lord fand allerdings erst nach der Gründung des Hauses mit großem Tamtam statt.
Die Verbindung zu einer Universität und einer Bibliothek zeigen zudem noch einmal den Wissensdurst der dortigen Bevölkerung und den vergleichsweise recht hohen Wissensstand.
Die letzte in diesem Zusammenhang nennenswerte Person wäre der Ritter Cyrus Aries, welcher einigen Aufzeichnungen zufolge Marton Ashford erst zu einem aufrechten Mann gemacht hat und welchem die Planung der Stadt weitestgehend übertragen wurde. Zudem soll er ein enger Freund der Familie gewesen sein.“
In diesem Moment hörte man auf dem Flur das trippeln herannahender Schritte und kurz danach trat eine Traube von Schülern in den Raum und sah sich interessiert um.
Der Professor sprach nun leiser zu Axel:
“Es gab auch weitere Verbündete oder Komplotte, von denen ich dir berichten kann.
Ich denke, dass du damit allerdings weiter kommst.“ Der Professor überreichte ein kleines Taschenbuch mit der Aufschrift Die größten Intrigen und Orden des Hochmittelalters – Kurzform und stellte sich anschließend vor der Gruppe auf.
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Verzeihung
Ich bitte zu entschuldigen, dass ich seit einiger Zeit nicht mehr mit HTML geschrieben habe und die Bilder aufgrund dessen nicht an den gewünschten Orten anbringen konnte.
Des Weiteren ist das Wappen meine erste Pixel-Leistung, also bitte nicht zu viel kritisieren.
Danke :P
Die Zeit ist aus den Fugen: Schmach und Gram, daß ich zur Welt, sie einzurichten kam!
Oooooof :D
Oooooof :D
Große Kunst!
Ich durfte ja bereits Korrekturlesen und war sehr überwältigt! :D
HUUP HUUP
Nice
Wirklich sehr schön geschrieben und auch cool dass du noch so diese ganze Geschichte mit dem Schuljungen drumherum gepackt hast. Das Wappen finde ich auch sehr gelungen.
* Grimmetaten erwachet. Auf zu Zorn, auf zu Verderben und blutig Morgen. *
Wo ist dieses New York City???
Wo ist dies zu finden? (Zu unserer Zeit wo Ottonien spielt, lebten da bur Indiana und die Stadt fab es noch garnicht)
Aso xD Habe net weiter glesen sorry
xDD
Sehr schön geschrieben!
Etwas selbstverliebt aber schön! Und jetzt die Frage, warum lässt sich der „so groß erhabene“ Marton sich seine Rüstung und sein Schwert so leicht von einem unbekannten Maskierten abnehmen der daraufhin anderswo einen lächerlich schwach erbärmlichen Angriff startete der schnell niedergeschlagen wurde?
:)
Ich schätze, dass der gute Marton etwas zu sehr mit einer gewissen Dame beschäftigt war und den Schuft erst bemerkte, als dieser ihm aus dem Hinterhalt einen dicken Ast über den Hinterkopf schleuderte :)
Die Zeit ist aus den Fugen: Schmach und Gram, daß ich zur Welt, sie einzurichten kam!
Adelstitel für Kayra
Da Marton Ashford im Beisein von hugo von Payns die Lady Kayra Sadiyana zu seiner Frau nahm und deren neuer voller Name nun Kayra Sadiyana Ashford lautet, beantrage ich den Rang der Gräfin für sie (also die orangene Markierung). SIe übernimmt die Führung in Mondfels.
Die Zeit ist aus den Fugen: Schmach und Gram, daß ich zur Welt, sie einzurichten kam!