Einmal Versager, immer Versager.
Dieser Halunke wird es nie zu etwas bringen.
Wo ist meine Hose?
Dies hörte ich von vielen Bürgern aus den unterschiedlichsten Städten, welche ich Zeit meines Lebens bereiste. Ich war schlecht gekleidet, arm, dem Tode öfter nahe als ich es in Worte fassen kann. Und doch stehe ich heute als gesunder und wohlhabender Mann in Mittelhain, umgeben von Freunden und Verbündeten sowie einem eigenen Unternehmen. Wie ich dies erreicht habe? Lasst es mich euch erzählen. Setzt euch und nehmt Zeit mit, denn es ist eine Geschichte, welche man an einem Tag nicht ansatzweise zur Gänze erzählen kann. Wenn ihr lieb fragt, bringt OmaElse euch sogar Kekse.
Nun, beginnen wir am Anfang, auch, wenn mir dieser nur noch verschwommen in Erinnerung geblieben ist. Sehr weit im Westen der uns bekannten Lande, weiter noch, als man von den Gipfeln der höchsten Gebirge aus blicken könnte, wurde ich geboren. Trug ich einen Namen, welcher Ehre und Wohlstand in sich barg? Hatte ich Freunde und eine große Familie? Ich weiß es nicht. Ich wachte eines Nachts an den westlichen Ufern der ottonischen Insel auf. Meine Kleider waren durchnässt und ich fror wie ein Muselmann in den endlosen Weiten aus Eis und Schnee. Ich hatte keine Erinnerungen mehr an meine Herkunft, außer, dass sie sehr weit im Westen lag, wusste weder wie alt ich war noch wie ich hieß, konnte nicht einmal die simpelsten Wörter der hiesigen Sprache.
Durch Zufall traf ich in den Wäldern auf einen Reisenden. Ich grüßte ihn mit einer Handbewegung, doch er griff nach seinem Schwert und attackierte mich. Urplötzlich! Ich hätte sterben müssen. Doch bei den Sieben, ich streckte diesen Narren in Windeseile nieder. Ich hatte keinen blassen Schimmer, woher ich solche Kampfkünste kannte, doch halfen sie mir in den letzten Jahren oft, nicht elendig zu verenden.
So reiste ich von Ort zu Ort, von Stadt zu Stadt und versuchte, mit den wenigen Wörtern die ich sprechen konnte, meinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Oft wurde ich verhöhnt, weggescheucht oder gar gejagt. Die Winter waren zu dieser Zeit eiskalt und die Sommer glühend heiß. Ich stand oft so kurz vor dem Versuch, mein Leben zu beenden. Doch Aufgeben kam für mich nicht in Frage. Da musste mehr sein. Dafür hatte ich nicht so lange gekämpft.
Und so schlug ich mich ein, vielleicht auch zwei Jahre lang durch Wälder und Steppen, Morast über Grenzen hinweg, bis ich in Memleben eintraf. Ich war schockiert. Ich hatte vermutet, hier eine blühende Stadt voller Leben vorzufinden. Doch was ich sah, war ein Loch. Eine Stadt in ihrer Gründungsphase, doch hässlicher als die Sohlen meiner zerfetzten Schuhe.
Doch was sollte ich tun? An ein Umkehren war nicht im Traum zu denken.
So schlug ich mein Lager in einer Nische zwischen zwei Häusern auf. Falls ihr diese Nische besichtigen wollt, muss ich euch enttäuschen. Heute ruht auf diesem Flecken Erde, der einst mein Heim war, nur noch ein Haufen Schutt. Doch ich schweife ab, Freunde. Jeden tag gingen Bürger in guten Kleidern an mir vorbei. Tag für Tag. Ich hingegen lag in meiner Nische und tüftelte an einer Möglichkeit, an Geld zu kommen. Versteht dies nicht falsch, ein jeder hier hat die Chance auf Wohlstand. Doch ich war ein Nichts. Ein Niemand. Ich sah schlimmer aus als eine Hütte, in welcher ein Feuer gewütet hat. Mit zerrissener Kleidung, unterernährt und mit Wunden nur so besprenkelt fing ich an, des Nachts einzelne Personen auf den dunklen Straßen abzufangen. Bitte denkt nicht, dass mir dies gefiel. Ich bin ein Mann der Ehre und mir kommt heute noch das Essen vom Vortag hoch, wenn ich an Damals zurückdenke.
Doch so erwirtschaftete ich mein erstes Geld. Schnell lernte ich die Vorzüge kennen, die es mit sich brachte, sein Geld zu verleihen und es gegen Mehrwert wieder einzutreiben. Ich hatte mir so also binnen eines Monates bereits ein kleines Geschäft aufgebaut.
Doch es lief nicht blendend. Ich hatte mich mit Gesindel rumzuplagen, welches lieber auf der faulen Haut lag anstatt etwas aus dem eigenen Leben zu machen. Ich bekam es mit Menschen zu tun, welche lieber starben als jemals ihre Schuld zu begleichen und ich wurde oft in Schlägereien verwickelt.
Einst, da prügelte ich mich mit drei Halunken in einer Schenke vor der Stadt. Ich schlug zwei von ihnen ohnmächtig, doch der letzte wollte und wollte nicht aufgeben. So nahm ich einen Fisch von der Theke, ein wahres Prachtexemplar von 2 Fuß länge, und stopfte es in das Maul des Banditen. Ich stopfte und stopfte, während er um Luft rang. Sein Kampf mit dem Tod dauerte ganze zehn Minuten, ehe er purpurn anlief, seine Augen aus den Höhlen quollen und er tot zusammensank. Nach diesem Kampf nannten mich die Bewohner Memlebens zum Hohn “Fischmaul“.
Einige Jahre später traf es sich, dass ich den Edelmann Cyrus Aries in Memleben entdeckte. Dieser war soeben im Auftrag seines Bruders Tyron in der Stadt, um Besorgungen für die Gründung der Stadt Mittelhain zu erledigen. Ungeschickter weise stolperte ich und verlor meinen Geldbeutel. Cyrus war so nett und hob ihn für mich auf. Wir kamen ins Gespräch und entdeckten viele gemeinsame Interessen. Nach einigen Flaschen Bier einigten wir uns, dass ich für ihn einige Aufträge erledigte und er mich im Gegenzug fürstlich entlohne. Ich schlug ohne bedenken ein und tat, wie mir geheißen wurde. Aus dem Schläger war nun ein Bote geworden.
Es dauerte nicht lange, da unterbreitete Cyrus mir das Angebot, den Aufbau Mittelhains mit zu gestalten und mich dort niederzulassen. Ich willigte natürlich ein und so zog ich von Memleben nach Mittelhain. Ich besaß nun ein geräumiges Haus mit einem Turm, besaß Hunde und hatte ordentliche und ehrliche Arbeit, welcher ich nachgehen konnte. Ich war seit Jahren, seit so vielen Jahren dass erste Mal wieder glücklich.
Nicht lange, da lernte ich auch Tyron kennen. Einen höchst erfahrenen Geschäftsmann, welcher mich zum Direktor der Bank in Mittelhain ernannte.
Als Belohnung für meine Dienste erwies er mir eine besondere Ehre. Er rehabilitierte mich von meiner Vorgeschichte und nannte mich gemäß seiner britischen Wurzeln “Marton Ashford“.
Auf einer Reise mit meinem Freund Gyrus entdeckte ich schließlich eines Tages eine Jungfrau auf einer Weide. Doch nein, es war keine gewöhnliche Dame, sondern eine wahre Schönheit. Ich war sofort fasziniert von ihrer Anmut und Eleganz und wollte nicht begreifen, dass etwas so Schönes auf einem Ort wie der Erde zu hausen vermochte.
Doch es schien Schicksal zu sein, denn wir beide verliebten uns ineinander und schworen uns, als bald als möglich uns trauen zu lassen. Oh, ich hätte es fast vergessen. Ich war nun auch Teil einer Religion. Als Geldleiher durfte ich natürlich kein Christ sein, darum wurde ich ein Kind der Sieben.
Doch die Götter sind gerecht, auch dann, wenn die Gerechtigkeit hart ist.
So musste ich miterleben, wie mein Herz zerriss, als meine Geliebte eines Tages verschwand.
Einige Wanderer, mit denen ich sprach, meinten, sie hätten ein junges Weib nahe eines Baches beobachtet. Doch ich hege keine Hoffnung, ich suche nicht länger. Mein Leben widme ich dem Geschäft. Ich ergreife die Leiter und schau, wohin sie mich führt.
Nun ich hoffe, ich konnte euch mit meiner kleinen Anekdote einen Einblick in mein Leben geben. Es gibt noch viele Geschichten, Lieder und Gedichte, Abenteuer und Gedanken, welche ich noch anführen könnte. Doch dies ist nicht die zeit dazu.
Der Mensch wird mit vielen Persönlichkeiten geboren, doch sterben, dass kann er wahrlich nur mit einer. Und diese eine ist, so hoffe ich, mir doch recht gelungen. Wenn ihr nun noch wissbegierig seid und mehr zu erfahren wünscht, dann haltet Ausschau nach Büchern von mir oder fragt Atticus, den Minnesänger. So erfahrt ihr viel mehr, als wenn wir hier noch lange sitzen. Nun denn, gehabt euch wohl und startet munter wieder in euer Leben. Verzweifelt nicht, denn ich tat es nicht, also habt ihr erst recht keinen Grund dazu.
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Wie lange saßest du dadran :D
Zu "Keine Geschichte für den Pöbel"
Wirklich sehr schön geschrieben. :)
Handeln um jeden Preis
Wow
Wirklich toll geschrieben. Und bitte liebe Oma_Else kriege ich Kekse xD
* Grimmetaten erwachet. Auf zu Zorn, auf zu Verderben und blutig Morgen. *
ähm...lass mich denken
eine Stunde wars, bei Speiß und Trank, da ich über diesem Buche sank, ich schaute gleichbei Game of Thrones und ja das wars dann schon, habt ihr n Reim erwartet? ^^
Die Zeit ist aus den Fugen: Schmach und Gram, daß ich zur Welt, sie einzurichten kam!
Sehr schön
Eine sehr schöne Geschichte die deinen RP Charakter komplett erklärk
(Ist die Maid Lauangel und warum war ich da nirgends drin?)
™
^^
Die Maid ist lauangel und alle "nicht sonderlich ehrbaren" Taten habe ich jetzt mal weggelassen, die geschichte mit dem Fisch ausgenommen :P
Die Zeit ist aus den Fugen: Schmach und Gram, daß ich zur Welt, sie einzurichten kam!