Der Tod des Kabocrafter
Als ihr wieder einmal über den Markt in Memleben schlendert, bemerkt ihr, dass sich allerlei Volk vor dem Stand des Kesselflickers versammelt hat. Immer wieder hört ihr die Traube herzhaft auflachen und beschließt, euch zu ihnen zu gesellen. Eine kleine Erheiterung wird euch bei eurem Gemütszustand sicher wohltun.
Kesselflicker: "...und dann brach dieser Narr in Nordherz ein. Ausgerechnet mit Nordherz wollte er es aufnehmen, dabei brachten ihn schon ein paar Untote regelmäßig an den Rand des Verreckens. Allerlei Gerede drang aus seinem Maul, wie talentiert, leise und unerkannt er heimlich Aufträge erledigen könne. Er muss sich für einen Assassinen gehalten haben. Der Orient hatte seinen Geist wohl verwirrt. So diskret und heimlich war er, dass er versuchte mit einem Pferde nach Nordherz zu reisen und seinen Gaul schon in Memleben verrecken ließ. Und was macht dieser Narr dann? Er fährt einfach mit dem Schiff!"
*Lautes Gelächter der versammelten Menge brandet auf*
Kesselflicker: "Als der Kapitän mir davon erzählte, da verschüttete er fast sein Dunkelbier. Springt dieser Narr doch vor seinen Augen ins Wasser und dringt über ein Erhöhung in Nordherz ein. Er sah ihn wohl am hellichten Tage verwirrt umherlaufen. Der Kapitän überlegte noch, ob er gleich die Wache rufen und ihn in den Kerker werfen sollte. Als er ihn aber in seiner Verwirrung umherlaufen sah, da beschloss er dieser armseligen Kreatur zu folgen und ihn nach Memleben zurückzubringen, auf dass er bei einem Priester beichte und dem Strang entgehe. Als er ihn endlich fand, steht dieser Tölpel in einem Raum, drückt einen Knopf und vor ihm tut sich der Boden auf!"
*Gebannt wartet die Menge, wie die Erzählung weitergeht*
Kesselflicker: "Und was macht dieser Tölpel? Erschrocken über das Erscheinen des Kapitäns öffnet er den Boden erneut und springt einfach hinein! Und ehe er sich versah landete unser großer Assassine in einer Zelle..."
Erneut erklingt das Lachen der Menge und auch ihr könnt euch ein Grinsen nicht verkneifen. Plötzlich löst sich ein Mann aus der Menge, rennt auf den Kesselflicker zu, reißt den ihn zu Boden und schlägt mit den Fäusten auf dessen Gesicht ein. Als die Stadtwache ihn wegzerrt, seht ihr, dass es sich um einen ausgemergelten Bauernjungen handelt. Wie wild brüllt dieser herum und versucht sich aus dem Griff der Wache zu befreien. Außer einer blutigen Nase scheint der Kesselflicker kaum Verletzungen davongetragen zu haben.
Bauernjunge: "Elender Lügner! Halsabschneider! Einen Christen und Ehrenmann so in Verruf zu bringen!"
Kesselflicker: "Lump! Wie könnt ihr es wagen, mich anzugehn!"
Bauernjunge: "Dafür werdet ihr in der Hölle schmoren!"
Stadtwache: "Soso, ihr seid wohl auch so ein Gauner wie dieser Kabocrafter?"
Bauernjunge: "Ein Ehrenmann war er!"
Kesselflicker (in spöttischem Ton): "Ein Ehrenmann also, wahrscheinlich sogar ein edler Ritter in Silberrüstung! Wie konnte ich nur vergessen das zu erwähnen!"
Kesselflicker (an die Stadtwache gewendet): "Lasst uns den Jungen anhören, bevor ihr ihn in die dunkle Zelle steckt. Sicher trägt es zu unserer Belustigung bei."
*Die Stadtwache kann sich ein Grinsen nicht verkneifen*
Stadtwache: "Na dann erzählt uns doch mal von eurem großen Vorbild, bevor ich euch in eine modrige Zelle stecke und euch dasselbe Schicksal zuteil wird."
Bauernjunge: "Ich arbeite als Knecht auf einem Gehöft bei Trevol. Die Nordherzer überfielen unversehens unser Dorf und töten jeden, der nicht schnell genug rennen konnte. Ich versteckte mich mit anderen in einem Wald und konnte so überleben."
Bei diesen Worten entsteht eine große Unruhe unter der Menge, Worte wie "Lügner" und "Dreckiger Hund" werden gerufen. Die Ansammlung scheint sich in zwei Lager zu spalten. "Für den Norden" hört ihr aus der einen Richtung. "Der Grenzbund wird euch richten!" dringt es von der anderen Seite in euer Ohr. Ein Tumult entsteht und bis die Wache die Menge zur Ordnung ruft, ist bereits eine Keilerei im Gange, wie ihr sie nur in den übelsten Spielunken der Hafenstädte erwarten würdet.
Stadtwache: "Schluss jetzt mit dem Spuk! Memleben ist und bleibt Neutral in dieser Sache."
Stadtwache (an den Bauernjungen gerichtet, zischend:) "Für die Unruhe die ihr hierher bringt, werdet ihr hängen!"
Kesselflicker: "Wir werden uns doch nicht an die Gurgel gehen! Lasset uns lieber weiter hören, was dieser Knecht uns über Kabocrafter zu berichten hat, vielleicht beruhigt das die Gemüter und trägt zur allgemeinen Belustigung bei."
Stadtwache: "Nun gut, aber der nächste der hier eine Keilerei anfängt wird direkt neben diesem Bastard aufgeknüpft."
Bauernjunge: "Wenn ich denn auch sterben muss, die Wahrheit über Kabocrafter verbreitet zu haben, wird Jesu mir am jüngsten Tag vergelten! Nach dem Angriffe kam Kabocrafter in unser Dorf, er suchte wohl schon seit Wochen nach einem Priester, der ihm die Beichte abnehmen könnte, doch fand er keinen. Was auch immer er zu beichten hatte musste aber sehr schlimm sein, so hartnäckig suchte dieser gute Christ aus dem Orient. Wir erzählten ihm von dem feigen Überfall dieser dreckigen Nordherzer...
*einen Raunen geht durch die Menge, andere nicken zustimmend*
*Die Stadtwache tritt dem Knecht gegen das Bein*
Stadtwache: "Zügelt euch!"
Bauernjunge: "... Kabocrafter glaubte wohl, wenn er uns Gerechtigkeit widerfahren lasse, dann würde Gott ihm einen Priester senden. Er gab uns einige seiner Vorräte, denn seit dem Überfall haben gerade wir Knechte kaum noch etwas zwischen die Zähne bekommen. Dann erklärte er, dass er einst als Sklave bei den Muselmanen lebte und nun, da sein Herr ihm die Freiheit schenkte, alles was er dort lernte einsetzen werde um die Nordherzer zu schwächen, auf dass unsere Herren den Krieg gegen sie gewönnen. "Heimliche Kriegsführung" nannte er seine Fähigkeiten. Und niemals war dieser edle Mann ein Narr, so wie dieser Sohn einer Hure es behauptet. Edel war er und gut im Herzen, ein Christ wie er im Buche steht und redegewandt wie sonst nur die belesensten unter den Bischöfen."
Kesselflicker (spöttisch): "Fürwahr, seine Redegewandheit wurde wohl nur durch seinen berüchtigten Orientierungssinn und die Eleganz seiner Kampfkünste übertroffen!"
Bauernjunge: "Ein Schwein seid ihr über einen Toten so zu reden!"
Kesselflicker: "Tod? Harrt nicht noch immer in dieser Zelle aus?"
Bauernjunge: "Nein. Die Nordherzer richteten ihn. Mit seiner Redekunst versuchte er ihnen zu entkommen, doch diesen bluthungrigen Barbaren ist mit Reden nicht beizukommen. Kabocrafter hatte ihnen viele ihrer Vorräte und Rohstoffe zerstört, Waffen und Briefe entwendet, doch irgendwie kam er in diese Zelle. Sicher war er in eine Falle gelaufen, die so versteckt war, dass selbst der tollkühnste und weiseste Assassine sie nicht hätte entdecken können. Unmöglich, dass er einfach hineingesprungen ist! Dort fanden ihn die Nordherzer, er tat als wisse er nicht wie er hierhin käme. Er fragte sie, ob er als Sklave an sie verkauft wurde, wohlwissend, dass Christen nicht von Christen versklavt werden dürfen und hoffend, so freigelassen zu werden. Er tat als habe ihn ein Fremder, angeblich Freiron aus Aquitanien aus dem Ort St. Claire dorthin gelockt, mit dem Versprechen ihm die Beichte abzunehmen. Mit Schmeichelei und Unwissen tat er, als habe er mit all dem nichts zu tun, stets in der Hoffnung die Nordherzer wären so klug, den angeblichen Fremden als den eigentlich Dieb zu erkennen und seine Gefangenschaft als ein durchdachtes Ablenkungsmanöver durch diesen Freiron. Doch der Blutdurst der Nordherzer war schon immer größer als ihr Verstand!"
*Bei jeder Beleidigung gegen die Nordherzer schaut ein Teil der Menge düsterer drein*
Bauernjunge. "Mit Schmeicheleien versuchte er das Vertrauen der einfacheren Nordherzer zu erlangen, in der Hoffnung diese seien einfältig genug ihm auf Nachfrage einen Brief versenden zu lassen, auf dass er einen Boten mit der Bitte um Hilfe von Außen schicken könnte. Doch auch dies misslang. Am 30.05 des Jahres 1127 nach Geburt Jesu wurde er dann mit einem Pfeil ohne Richterspruch und ohne letztes Geleit in seiner Zelle von den Nordherzern ermordet. Kein Sakrament wurde ihm zuteil durch diese ruchlosen Anhänger des Antichristen! Ein Märtyrer des Friedens ist er und möge seine Tat uns helfen den Sieg zu erringen!"
Als der Bauernjunge geendet hat bricht erneut ein Tumult aus und die Anhänger der Nordherzer entreißen der Wache den Gefangenen. Ohnmächtig muss die Stadtwache zusehen, wie sie ihn mit sich nehmen. Der Rest der Menge zieht sich angsterfüllt in die Stadtgassen zurück und auch ihr beschließt euch besser zu entfernen. Die Leiche des Knechtes, so hört ihr später, hatten sie malträtiert und auf einem Acker verscharrt. Im Gehen hört ihr noch den Kesselflicker und die Stadtwache.
Kesselflicker: "Wohlan, eine Tragödie wie in diesen Tagen eine einfache Geschichte für soviel Unruhe sorgt."
Stadtwache: "Vergessen wir diesen Irrsinn. Hier habt ihr 20 Gulden, wenn man euch fragt, so war ich niemals hier. Für solch einen Lump prügele ich mich nicht mit den einfachen Bürgern Memlebens. Und ihr dahinten, ja ihr, hört auf uns zu belauschen und macht, dass ihr Land gewinnt!"
RP-Konsequenz
Selbstverständlich werde ich nun einen neuen RP-Charakter annehmen und den Namen wechseln, sowie das von mir erbaute Heim in einigen Tagen entfernen. Alles andere wäre unrealistisch.
Gute
Geschichte, schön geschrieben ! Sowas passiert mit Dieben bei uns.
Gut geschrieben!
Gut geschrieben auch wenn ich da mit einigen Sachen nicht ganz einverstanden bin. Aber es ist wirklich eine lustige Geschichte konnte mir das lachen auch kaum verkneifen wo ich dich in der Zelle gefunden habe :D